Neue Initiative

Wiens Top-Wirte wollen Zukunft der Gastro retten

Wien
26.09.2022 19:00

Seit mehr als zwei Jahren reißen die Probleme für das Gastgewerbe nicht nur nicht ab, sondern werden schlimmer. Eine neue Initiative will den Nachwuchs in den Betrieben und das Fortbestehen sicherstellen.

Die Gastronomie hatte schon mit vielen Änderungen und Herausforderungen zu kämpfen: Von der Registrierkasse über die Allergene-Bezeichnung bis hin zum Rauchverbot. „Probleme, wie wir sie aber im Moment erleben, gab es in dieser Form noch nie“, sagt Nachtgastro-Sprecher Stefan Ratzenberger. Inflation, Energiekrise, Teuerungen sondergleichen sowie ein eklatanter Personalmangel. Bei zahlreichen Betrieben gehe es mittlerweile ums Überleben.

Die verbindende Kraft des Herdes
Aus diesem Grund wurde die Initiative „Zukunft der Gastronomie“ von Reinhard Hanusch, Geschäftsführer von Lohberger, ins Leben gerufen. Die Idee dazu entstand bereits im Februar, noch mitten in der Pandemie. Denn: „Was wäre Österreich ohne seine Gastronomie oder Wirtshäuser“, fragt Hanusch. Es sei nicht nur eine der ältesten Branchen der Welt, sondern auch die schönste. Man müsse wieder Begeisterung hineinbringen für die über Generationen greifende „verbindende Kraft des Herdes“. Und es brauche: einen verminderten Steuersatz von zehn Prozent auf Getränke.

Zitat Icon

Wir werden auch diese Krise überwinden. Bereits mein Großvater sagte schon: ,Essen und trinken werden die Leute immer.’

Peter Dobzak, Wirtschaftskammer

Wird es überhaupt noch Nachwuchs brauchen?
Die Initiative feierte ihren Startschuss am Montag beim Sperling im Augarten. In den nächsten Monaten wird durch ganz Österreich getourt. Das Ziel: Gastronomen und den Nachwuchs zusammenzubringen. „Beide Seiten sollen ansprechen, was sie sich vom jeweils anderen erwarten und wünschen“, so Hanusch.

Doch wenn es mit den Herausforderungen, denen sich die Gastronomie gegenüber sieht, weitergeht, befürchtet Ratzenberger, dass es womöglich gar keinen Nachwuchs mehr brauche, weil die Restaurants bereits schließen mussten.

Ist die Gastronomie zu retten?
„Diese Frage dürfen wir uns gar nicht stellen“, sagt dazu Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP). Man müsse sich aber auch im Klaren sein, dass die Zeiten sich geändert haben. Die Gastronomen und Hoteliers müssten neu denken lernen. Denn vom Bund werde es nicht, wie während der Pandemie, einen Ausgleich geben. Lediglich ein Abfedern. „Es wird Unterstützung seitens der Regierung bei den Energiekosten geben“, so Kraus-Winkler. Wann genau, wisse man aber noch nicht. Eine große Frage dabei seien nämlich die Heizschwammerl (siehe Interview unten), die der grüne Koalitionspartner gerne weg hätte. Ist die Zukunft der Gastronomie also zu retten? Das bleibt zu hoffen.

Interview mit Wiener Gastronomen
Die Top-Gastronomen Haya und Nadiv Molcho und Robert Huth fordern nun endlich Taten, wie sie im Interview betonen.

„Krone“: Wie ist die derzeitige Lage bei in Ihrem Betrieb?
Robert Huth: Zufriedenstellend. Die Gäste blieben uns treu. Auch das Mitarbeiter-Problem wird entspannter. Sie kommen zurück, wenn sie gut und fair behandelt werden. Aber manchmal denke ich mir, dass die Gastronomie absichtlich gegen den Karren gefahren wird. Man muss endlich aufhören, mit der Pandemie Ängste zu schüren. Nirgends ist sie mehr ein Thema. Nur bei uns und in Deutschland. Früher war die Gastro ein unattraktiver, aber sicherer Arbeitgeber. Durch die Lockdowns ist er nun auch noch unsicher.

Wie sehen Sie die Debatte über die Heizschwammerl?
Haya Molcho: Wenn wir draußen zusperren müssen, können wir 30 Prozent unserer Mitarbeiter nicht brauchen. Aber wer zahlt das dann? Das AMS, der Steuerzahler?
Huth: Diese Debatte ist nicht normal. Das soll das Zünglein an der Waage sein? Das Schwammerl braucht so viel Strom wie ein Föhn (Anm. Aussage widerspricht wissenschaftlichen Fakten).

Was muss aus Ihrer Sicht nun geschehen?
Molcho: Wir wollen nicht mehr reden, es muss jetzt etwas geschehen. Die Gastro ist nicht nur ein ökonomischer, sondern auch psychologischer Faktor. Die Menschen brauchen Begegnung. Der Steuersatz auf Getränke muss auf 10 Prozent runter. Wir zahlen bereits 300 Prozent mehr für Energie.

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