Bündnis unter Druck

Gewaltvorwürfe: Französischer Grünen-Chef zog Hut

Ausland
26.09.2022 14:49

Nachdem ihm psychologische Gewalt gegen eine Ex-Partnerin vorgeworfen wurde, hat der Parteichef der französischen Grünen seinen Posten aufgegeben. In seiner Rücktrittserklärung am Montag stellte er jedoch klar, dass er gar nicht wisse, was ihm genau zur Last gelegt werde - daher könne er sich gegen die Angriffe auch nicht verteidigen, so Julien Bayou. Dies sei eine „unhaltbare Situation“, schrieb er. Es ist die zweite Partei innerhalb des linken Oppositionsbündnisses Nupes, die wegen mutmaßlicher Gewalt gegen Frauen unter Druck gerät.

Was genau Bayou vorgeworfen wird, ist unklar. Bereits im Juli hatte es eine interne Beschwerde gegen den Generalsekretär von Europe Écologie Les Verts (EELV) gegeben, die zunächst jedoch keine juristischen Folgen hatte. In der vergangenen Woche behauptete die grüne Abgeordnete Sandrine Rousseau in einer TV-Sendung, der Parteichef habe eine ehemalige Partnerin zu einem Suizidversuch getrieben.

Mitte September hatte bereits der linkspopulistische Abgeordnete Adrien Quatennens öffentlich eingeräumt, seine Frau geschlagen zu haben und seinen Rücktritt von der Parteiführung angekündigt. Seine Frau hatte ihn zuvor bei der Polizei angezeigt. Dieser Fall erregte um so mehr Aufsehen, als Parteichef Jean-Luc Mélenchon seinen Vertrauten zunächst für dessen Mut zur öffentlichen Stellungnahme gelobt hatte, ohne ein Wort über dessen Frau zu verlieren.

Kritik an „System, das Angreifer schützt"
Mehr als 500 Frauen, einige von ihnen Mitglieder linker Parteien, hatten anschließend einen Aufruf unterzeichnet. Sie protestierten gegen „ein System, das Angreifer schützt“. Mélenchon räumte später ein, dass seine Reaktion unangemessen gewesen sei. Die Debatte über den Umgang mit mutmaßlicher sexueller Gewalt gegen Frauen in den eigenen Reihen hält bei dem Linksbündnis jedoch an.

Die Allianz Nupes, die Linkspopulisten, Kommunisten, als auch Sozialisten und Grüne umfasst, hatte bei den Parlamentswahlen im Juni überraschend gut abgeschnitten. Nach Umfragen sind allerdings 63 Prozent der Sympathisanten des linken Lagers überzeugt, dass das Bündnis über kurz oder langer auseinanderbricht.

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