Pensionierter Soldat

Steirer ordinierte 30 Jahre lang als falscher Arzt

Steiermark
23.09.2022 17:40

Ohne Medizinstudium ordinierte ein Ex-Heeres-Sanitäter mehr als 30 Jahre lang als Arzt. Nun wurde der 83-Jährige wegen Betrugs und Kurpfuscherei verurteilt - nicht rechtskräftig.

„Haben Sie jemals Medizin studiert“, fragt Richter Andreas Rom den 83-jährigen Pensionisten, der zwischen Jänner 1987 und April 2020 in seiner Wohnung in der Oststeiermark „ordinierte“. „Nein, aber ich habe in den 1960ern in Deutschland eine Ausbildung zum Heilpraktiker gemacht“, versucht er sich zu rechtfertigen. Außerdem habe er als Sanitätsunteroffizier beim Bundesheer mehr als 2000 junge Sanitäter ausgebildet.

Promotionsurkunde „aus Internet heruntergeladen“
„Das berechtigt sie aber nicht dazu, als Arzt zu ordinieren“, so der Richter. „Ich habe nie behauptet, dass ich ein Doktor bin“, sagt der Angeklagte. „Warum hatten Sie dann Visitenkarten und Stempel, auf denen ,Dozent Doktor L.‘ stand?“, fragt der Richter. Da muss der Mann zugeben, dass er „zumindest nicht widersprochen“ habe, wenn er als Doktor angesprochen wurde. Und er gab auch zu, dass er sich die Promotionsurkunde, die er hängen hatte, „im Internet heruntergeladen hat“.

Bis zu 50 Euro für Behandlung verlangt
Untersucht hat er seine Patienten, die zwischen 20 und 50 Euro für eine Behandlung zahlen mussten, „vor allem über das Ohr. Im Ohr sieht man alles, da ist zum Beispiel auch der Herzpunkt“, schildert er seine Methoden. „Aber Sie haben auch gynäkologische Untersuchungen gemacht“, sagt der Richter. „Ja, einige haben auf einer körperlichen Untersuchung bestanden.“

Im Jahr 1989 wurde der Mann übrigens schon einmal wegen Kurpfuscherei verurteilt. „Warum haben Sie nicht aufgehört?“, fragt der Richter, „Die Leute haben mich gebraucht, also ist es einfach weitergelaufen. Das war ein Fehler“, erklärt er und zeigt sich geständig.

Geldstrafe und sechs Monate bedingte Haft
Wegen schweren Betrugs, Kurpfuscherei und Urkundenfälschung wurde der Südoststeirer zu einer Geldstrafe und sechs Monaten bedingter Haft verurteilt. Nachdem der „Doktor“ unlängst selbst einem spanischen Lotteriebetrug auf den Leim gegangen war, dürften seine Opfer wohl keine große Entschädigung erwarten können.

Am Ende hatte Richter Rom noch einen Tipp für den 83-Jährigen: „Hören Sie endlich auf zu ordinieren. Sonst werden Sie demnächst in der Sanitätsabteilung der Justizanstalt arbeiten.“

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