„Krone“-Kolumnist Robert Schneider war einst ein begeisterter Zeitungsleser, mittlerweile bezieht aber auch er viele Infos und Nachrichten aus dem Netz. So richtig glücklich ist er damit aber nicht...
Der gemeine Zeitungsleser stirbt aus. Natürlich nicht jener, der gerade dieses Blatt liest, weil das sogenannte Rieplsche Gesetz der Medien besagt, dass „kein etabliertes Instrument des Informations- und Gedankenaustausches von anderen Instrumenten, die im Lauf der Zeit hinzukommen, vollkommen ersetzt oder verdrängt wird.“ Diese heftig umstrittene These des Herrn Wolfgang Riepl aus dem Jahr 1913 (er war Chefredakteur der Nürnberger Zeitung), sagte in etwa den Siegeszug der e-Paper-Nutzer voraus, oder dass aus Wanderpredigern dereinst Influencer werden, dass aus dem Telegraphen WhatsApp wird, usw.. Der Medienkonsum ist stetiger Transformation unterworfen.
Ich war immer ein leidenschaftlicher Zeitungsleser. Das rührt noch von der Studienzeit her. Es machte einfach Eindruck, wenn man im Bräunerhof oder Hawelka die ZEIT las, neben sich die sperrige NZZ liegen hatte, gleich darunter die FAZ oder SZ, Blätter, die so unhandlich waren und sofort in sich zusammensackten, wenn man es wagte, umzublättern. Eindruck machte es. Und nur darum ging es.
Heute muss ich nicht mehr so viel Eindruck schinden wollen, und auch aus mir ist ein Medienkonsument geworden, der sich die Informationen aus dem Netz zieht. Die Kunst des Umblätterns ist obsolet geworden. Nur eins stört mich gewaltig: Die Werbungen und Pop-ups, mit denen man regelrecht bombardiert wird. Ich weiß: Werbung finanziert die Bildung. Was waren das für Zeiten, eine Feuilletonseite ohne eine einzige Werbeeinschaltung vor sich zu haben! Intellekt pur. Was der Schneider da alles in seinen Kopf hineinliest! Enorm. Das musste einfach beeindrucken.
Auch aus mir ist ein Medienkonsument geworden, der sich die Informationen aus dem Netz zieht.
Robert Schneider
„Gibt es kein Kraut gegen die lästigen Pop-ups?“, dachte ich unlängst und recherchierte. Installierte unzählige Ad-Blocker und Werbefilter, verstieg mich sogar in das Blockieren von Flash und JavaScript, was zur Folge hatte, dass mein Browser immer langsamer wurde. Ich stellte fest, da ist ein grausames Wettrüsten zwischen Werbeblockern und Werbeindustrie im Gang.
Etwas Anderes stellte ich auch fest. Wie entsetzlich leer ist doch eine Internetseite, wenn nur noch die pure, nackte Information dasteht. Wie wenig ist da noch zu lesen! Das Rieplsche Gesetz mag schon stimmen. Interessant wäre allerdings die Untersuchung, ob der Marktschreier von damals mehr zu sagen hatte als der Influencer von heute. Vermutlich nicht.
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