Ach, übrigens...

Zwei Mythen um Uwe Seeler

Vorarlberg
24.07.2022 08:25

„Krone Vorarlberg“-Autor Harald Petermichl räumt in seiner aktuellen Kolumne „Ach, übrigens“ mit zwei Mythen um die, am Donnerstag verstorbene, deutsche Fußballikone Uwe Seeler auf. 

Zwei MythenWeitere Versuche des HSV, sich wieder Zugang zur höchsten deutschen Spielklasse zu verschaffen, muss sich Uwe Seeler leider aus dem Fußball-Olymp, dort wo schon immer ein Betretungsverbot für halbseidene FIFA- und UEFA-Funktionäre gegolten hat, anschauen, denn am vergangenen Donnerstag hat „Uns Uwe“ oder „Euch Uwe“, wie er von den Fans des Lokalrivalen FC St. Pauli respektvoll genannt wurde, seine letzte Reise angetreten und in allen Nachrufen wird Wert darauf gelegt, dass Uwe Seeler in seiner Bescheidenheit, Volksnähe und Bodenständigkeit nicht nur ein großartiger Fußballspieler, sondern gleichzeitig ein außergewöhnlicher Mensch war.

Als der junge Seeler sein erstes Spiel für die Kampfmannschaft des HSV bestritt, brauchte er noch eine Sondergenehmigung, weil er keine achtzehn Jahre alt war, was ihn aber nicht davon abhielt, im Pokalspiel gegen Holstein Kiel gleich mal vier Tore zu erzielen. Die gesamte Karriere blieb er bei seinem Heimatverein, obwohl ihm 1961 ein Angebot von Inter Mailand vorlag, das ihm 1,2 Millionen D-Mark als „Handgeld“ eingebracht hätte, also fast genau so viel, wie heute Lionel Messi in zwei Tagen einsackt. Weil aber Adi Dassler, Chef der bekannten Sportschuhfirma mit den drei Streifen, dem gelernten Industriekaufmann die Generalvertretung für Norddeutschland anbot und Uwe seinen Verein dazu bewegen konnte, einen trainingsfreien Tag pro Woche zu haben, um sich ausgiebig dem Vertrieb widmen zu können, blieb er auch weiterhin an der Elbe. Alte Bilder zeigen, wie der Vertreter Seeler seinen Kunden Fußballschuhe präsentiert, die auch auf Farbfotos schwarz-weiß wären, vermutlich eher mit den Worten „Mit denen spiele ich auch selbst“ als mit dem heute unvermeidlichen „Kann man auch gut zu Jeans tragen“.

Dass Uwe Seeler ausschließlich für den HSV gespielt habe, stimmt übrigens nicht ganz, denn 1978 erzielte er für Cork Celtic bei der 2:6-Niederlage gegen die Shamrock Rovers beide Tore. Er wähnte sich damals aber in einem Freundschaftsspiel, weil ihm nicht bewusst war, dass man zu dieser Zeit in der irischen Liga „Gastspieler“ für reguläre Ligabegegnungen anmelden konnte. Egal, ein großes Geheimnis des Fußballs, ob das 3:2 im WM-Finale 1966 ein Tor war oder nicht, wird jedenfalls auf ewig mit dem damaligen Teamkapitän Seeler verbunden bleiben, aber er hat 2016 auf die Frage, ob das mit neuen technischen Methoden geklärt werden solle, hanseatisch klar geantwortet: „Nein, so wie es ist, soll es auch bleiben. Das Tor bleibt ein Mythos.“ So wie Uwe Seeler auch immer ein Mythos bleiben wird.

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