Berlinale-Gewinner

„Volksverhetzung“: Iranischer Regisseur verhaftet

Ausland
09.07.2022 13:55

Der iranische Filmemacher und Berlinale-Gewinner Mohammed Rassulof und ein Kollege sind wegen des Vorwurfs der Volksverhetzung verhaftet worden. Zusammen mit Mostafa Al-Ahmad soll Rassulof mit einem Aufruf gegen Gewalt die öffentliche Ordnung gefährdet und dabei auch mit Regimegegnern zusammengearbeitet haben, so die Justizbehörde laut staatlicher Nachrichtenagentur IRNA.

Die Macher der Berlinale haben gegen die Verhaftung des iranischen Filmemachers und Berlinale-Gewinners protestiert. „Es ist erschütternd, dass Künstler für ihren friedlichen Einsatz gegen Gewalt in Haft kommen“, teilte das Leitungsduo der Berlinale, Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian, am Samstag der Deutschen Presse-Agentur dpa mit. Sie forderten die iranischen Behörden auf, die beiden Regisseure umgehend freizulassen.

Hintergrund des Appells gegen Gewalt ist der Einsturz einer Einkaufspassage in der Stadt Abadan im äußersten Südwesten des Iran im Mai dieses Jahres, bei dem mehr als 40 Menschen ums Leben kamen. Daraufhin gab es dort regimekritische Proteste, die von Polizei und Sicherheitskräften gewaltsam unterdrückt wurden.

Ende von Polizeigewalt im Iran gefordert
Mit dem angeblich von Rassulof und Al-Ahmad initiierten Appell und dem Hashtag „Put your gun down“ (Legt eure Waffe nieder) forderten über 70 Personen aus der iranischen Filmindustrie ein Ende der Polizeigewalt.

Der 49-jährige Rassulof, der 2020 den Goldenen Bär der Berlinale für seinen Film „Es gibt kein Böses“ erhalten hatte, gilt im Land als ein regimekritischer Filmemacher. Trotz langjährigen Berufsverbots schaffte er es aber immer wieder Filme zu machen. Er selbst lebt abwechselnd in Teheran und Hamburg.

Prominenter Reformpolitiker festgenommen
Auch der prominente Reformpolitiker Mostafa Tajzadeh ist wegen „gegen die Sicherheit des Staates gerichteter Umtriebe“ festgenommen worden. Wie die iranische Nachrichtenagentur Mehr meldete, erfolgte die Festnahme des 65-Jährigen am Freitagabend. Ihm werde eine „Verschwörung“ vorgeworfen, die sich gegen die Sicherheit der Islamischen Republik richte und „Lügen“ zur Irreführung der öffentlichen Meinung verbreiten wolle.

Tajzadeh gehört dem reformorientierten Lager im Iran an, wollte bei der Präsidentschaftswahl 2021 kandidieren und hatte unter Präsident Mohammad Khatami (1997 bis 2005) das Amt eines Vize-Ministers inne. Nach der Wiederwahl des erzkonservativen Präsidenten Mahmoud Ahmadinejad 2009 war er inhaftiert worden; das reformorientierte Lager um die unterlegenen Kandidaten Mehdi Karroubi und Mir Hossein Mousavi hatte massiven Betrug bei der Wahl angeprangert.

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele