Angebliche Sichtung

Auf der Spur des Braunbären in Vorarlberg

Vorarlberg
18.06.2022 08:00

Selten gesehen, aber viel geredet wird über den Bären. Eine angebliche Sichtung in Lech sorgte kürzlich für Aufregung. Vorarlberg ist bislang höchstens Durchzugsgebiet für die Tiere.

Vor kurzem sorgte eine mögliche Bärensichtung in Lech für Aufsehen. Das Ereignis wurde auf Video festgehalten, allerdings wurde das Tier aus einer Gondel heraus gefilmt und ist auf der Aufnahme nicht deutlich zu erkennen. Ob es sich tatsächlich um einen Braunbären handelt ist ungewiss, wie Gernot Heigl, Wildbiologe und Geschäftsführer der Vorarlberger Jägerschaft, sagt. „Wenn es denn einer war, dann ein noch relativ junges Tier. Das liesse sich von der Größe ableiten“, stimmt er mit der Einschätzung des Wildbiologen Hubert Schatz überein. Allerdings seien im Lecher Gebiet bislang keine weiteren Hinweise auf Meister Petz gefunden worden.

„Bären sind nicht so heimlich wie Luchse oder Wölfe, ihre Anwesenheit fällt für gewöhnlich auf“, meint Heigl. Dennoch sei nicht gänzlich auszuschließen, dass es doch ein Braunbär war, der durch die Region streifte. „Die Tiere legen große Distanzen zurück. Er könnte das Gebiet also bereits wieder verlassen haben,“ gibt er zu bedenken.

Problembär Bruno war 2006 im Ländle

Der letzte gesicherte Nachweis eines Bären in Vorarlberg stammt aus 2006: dabei handelte es sich um das Individuum JJ1, bekannt geworden als „Problembär Bruno“. Der Braunbär war damals aus der italienischen Provinz Trient nach Norden gewandert und hatte sich längere Zeit im bayrisch-österreichischen Grenzgebiet aufgehalten.

Während seiner Streifzüge riss Bruno auch Nutztiere, vor allem Schafe (im Montafon). Das Tier wurde als „Problembär“ eingestuft und zum Abschuss freigegeben. Bruno wurde zum Politikum und internationalen Medienereignis über das sogar die New York Times berichtete. Nach erfolglosen Versuchen das Raubtier lebend zu fangen wurde es schließlich in Bayern erlegt. Seitdem gab es keine bestätigten Hinweise mehr auf die Anwesenheit eines Bären in Vorarlberg.

Ein Grund dafür ist, dass die Populationsgröße bei diesen großen Beutegreifern viel kleiner ist als beispielsweise bei Wölfen, sagt Heigl. „Bären vermehren sich vergleichsweise langsam. Die Tiere werden erst mit fünf Jahren geschlechtsreif. Das Muttertier führt die Jungtiere bis zu zwei Jahre lang. Das ist in der freien Wildbahn eine recht lange Zeitspanne.“

Darüber hinaus sind laut dem Wildbiologen zahlreiche Tiere Opfer von Verkehrsunfällen. „Die Haupttodesursache bei den drei großen Beutegreifern Luchs, Bär und Wolf ist der Straßenverkehr.“ In der benachbarten Schweiz (Graubünden, Prettigau) werden Bären auf Wanderschaft auch des öfteren vom Zug erwischt. „Sie nutzen die Gleistrassen um schneller und ungehindert voran zu kommen. Das endet aber oftmals fatal für die Bären“, weiß Heigl. All das könnte ein Rolle spielen wieso Meister Petz hierzulande eher selten gesichtet wird.

Slowenische Population in Kärnten

Über der Grenze in Kärnten und Osttirol sind nach Angaben des WWF derzeit fünf bis acht Bären nachgewiesen. Es handelt sich dabei um wandernde Individuen, hauptsächlich aus der slowenischen Population. Braunbären sind die größten Landraubtiere Mitteleuropas, wie das meiste Großraubwild seien sie intelligent und lernfähig, sie kommen auch mit menschlicher Präsenz zurecht und nutzen diese mitunter zu ihrem Vorteil. „Man weiß aus anderen Ländern, dass Bären Müllcontainer auf der der Suche nach Futter plündern. In Gegenden wo die Tiere häufiger vorkommen, hat sich die Gesellschaft angepasst“, weiß Heigl.

 Zum Großteil ernähren sich die Vierbeiner vegetarisch. Allerdings gibt es Ausnahmen. „Problematisch wird es, wenn einzelne Individuen eine Vorliebe entwickeln und sich beispielsweise auf Schafe spezialisieren weil diese vergleichsweise einfach zu reißen sind“, sagt der Wildbiologe. Im Jahr 2021 riss ein Bär in Tirol 82 Schafe. So wird aus Meister Petz schnell ein „Problembär“.

Bären stehen EU-weit unter strengem Schutz, eine Abschussfreigabe kommt nur bei massiven Schäden und/oder Gefahr für Leib und Leben in Frage. Allerdings sei beim Bären in unseren Gefilden keine rasante Populationsentwicklung zu erwarten, meint Heigl: „Der Wolf wird uns in nächster Zukunft sicherlich mehr beschäftigen als der Bär.“ Wobei es natürlich vorkommen kann, dass hin und wieder eines der Großraubtiere auf seiner Wanderung durch Vorarlberger Gebiet streift.

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