Hüttenberger Reiftanz

Vom Streik blieb der einzigartige Tanz über

Kärnten
12.06.2022 09:01

24 Männer in Bergmannstracht, immergrüne Reifen, 108 Mal die Melodie, bedeutungsvolle Figuren und Schabernack: Hüttenberg präsentiert heute den uralten Männerreigen.

Ferrum Noricum, Eisen aus Hüttenberg, war im Römischen Reich beliebt und wurde bis 1978 abgebaut. An den Bergbau erinnert noch ein besonderer Brauch: der Reiftanz. Einst streikende Bergmänner sollen den Tanz erdacht haben, um ihren Zusammenhalt zu demonstrieren. Der 1608 erstmals schriftlich erwähnte Reiftanz gilt als ältester überlieferter Männer-Kettentanz Europas.

Barbaras Fenster am Kittel
Alle drei Jahre am Dreifaltigkeitssonntag – also heute – wird er präsentiert. Zuvor hatten die Männer acht Proben; auch das hat Tradition. 24 Männer tragen schwarze Bergkittel mit jeweils 29 Knöpfen. „29 – wie das Alter der heiligen Barbara; die obersten drei sind offen und stehen für das Fenster in Barbaras Turm“, weiß Josef Ofner, der Hüttenberger Bürgermeister und aktiv beim außergewöhnlichen Brauchtum dabei ist.

Im Tanz stellen die Männer die Arbeit unter Tage nach, den Stollen, das Grubenhaus; sie tanzen Figuren wie Purzelsprung, Radl und Schneckengang. 108 Mal spielt die Bergkapelle die Reiftanzmelodie, und dabei müssen die Schritte und Figuren sitzen. Den edlen Ablauf versuchen der Hans Obermoar und der Schwoafträger zu unterbrechen, die allerlei Schabernack treiben, auf ihre spezielle Art rasieren und einen Zahn ziehen.

Dass das Glück Schlag auf Schlag kommt, scheint die Annahme beim Pritschen zu sein: Gäste werden bäuchlings auf eine Pritsche gelegt und bekommen drei Schläge auf den Hintern, was für drei Jahre – also bis zum nächsten Reiftanz – Glück garantieren soll.

Eine einzige weibliche Akteurin kennt dieser außergewöhnliche Brauch: die Reiftanzbraut, die jung und aufblühend ist wie der Frühling. Heuer zieht die 22-jährige Magdalena Kraxner das edle Kleid an und dreht sich im Ehrentanz.

Heute in Hüttenberg
Heute, 12. Juni, beginnt nach Festmesse in der Pfarrkirche (11 Uhr), Platzkonzert (13 Uhr), Marsch zum Festgelände Röst (13.45 Uhr) und Show des Trommlerkorps (13.45 Uhr) der Reiftanz (14 Uhr). Anschließend werden die Ehrengäste gepritscht, im Festzelt wird gefeiert.

Am Pritsch-Montag kann ab 9 Uhr im Festzelt jedermann die Klatschenhiebe und damit Wohlergehen für die nächsten drei Jahre bekommen.

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