Nach Mega-Explosion
Armee-Pfusch stürzt Zypern in Notstandssituation
Fernsehbilder und Fotos aus Zypern zeigten am Montag ein Panorama der Verwüstung. Die Bilder des zerstörten Kraftwerks Vasilikos erinnerten auf den ersten Blick an japanische Atomkraftwerke, das Gelände um die Marinebasis Evangelos Florakis in Mari ist ein einziges Trümmerfeld.
Die Politiker im rund eine Million Einwohner zählenden EU-Land überschlugen sich am Montag in ihrer Verzweiflung: "Wir sind erschüttert", sagte der Präsident der Republik Zypern, Dimitris Christofias, nach einem Besuch auf dem praktisch nicht mehr existenten Stützpunkt. "Untergang ist das richtige Wort", meinte Parlamentspräsident Giannakis Omirou im staatlichen Fernsehen.
Munition verrottete seit 2009 unter freiem Himmel
Als Reaktion auf die Katastrophe traten Verteidigungsminister Kostas Papakostas und der Kommandant der zypriotischen Nationalgarde umgehend zurück. Eine dreitägige Staatstrauer wurde ausgerufen. "Es ist ein weiterer schwarzer Juli für unser Land und unser Volk", meinte Christofias und verglich die Katastrophe mit der Teilung der Insel im Juli 1974. Damals war Zypern nach einem griechischen Putsch und einer türkischen Militärintervention geteilt worden.
Die gigantische Explosion betraf nicht nur die Marinebasis, wo sich in der Nacht auf Montag unter freiem Himmel gelagerte Munition und Schwarzpulver entzündeten. Das Kriegsmaterial, insgesamt 98 Container, war 2009 mitsamt einem Schiff in griechischen Gewässern beschlagnahmt worden. Die Armee ließ die Container seither unter freiem Himmel buchstäblich verrotten, der Großteil der Behältnisse war leck. Dem bisherigen Stand der Ermittlungen nach dürfte ein kleiner Waldbrand die Explosion ausgelöst haben. Auf Zypern herrschen derzeit Temperaturen von zum Teil über 40 Grad. An einen Sabotageakt oder einen Anschlag glauben die Behörden nicht.
Größtes Kraftwerk zerstört, Wasser wird rationiert
In weiten Teilen der Insel fiel nach den Explosionen der Strom aus. Auch der Betrieb auf den Flughäfen von Larnaka und Paphos wurde behindert. Die Behörden rechnen mit langfristigen Problemen. Das zerstörte Kraftwerk produzierte knapp die Hälfte des auf der Insel benötigten Stroms. Nun hängt die Versorgung von zwei kleineren Anlagen ab, die die Urlaubsinsel - gerade jetzt zur Hochsaison - aber auf Dauer nicht mit genügend Energie versorgen werden können.
Probleme gab es durch den Stromausfall auch bei der Wasserversorgung, da zahlreiche Entsalzungsanlagen ausfielen bzw. nicht mehr mit voller Leistung betrieben werden können. Das Wasser wurde in der Hauptstadt Nikosia und der Hafenstadt Larnaka rationiert. Dort soll es ab sofort nur noch jeden zweiten Tag Wasser geben - für jeweils zwölf Stunden, gaben die Behörden bekannt.
Trümmerregen ging auf Autobahn nieder
Durch die Explosion wurden laut Angaben vom Montag zwölf Menschen getötet, die meisten davon auf der Marinebasis. Verletzte gab es durch die Explosion unter anderem auf der Autobahn Larnaka-Limassol, die an der Marinebasis vorbeiführt. Dutzende Autos wurden während der Fahrt von Splittern und Trümmern getroffen. "Es kamen Holzlatten, Eisenstangen, ganze Teile von Dächern aus dem Himmel auf uns runter", schilderte eine Autofahrerin ihre Erlebnisse im zypriotischen Fernsehen. Die Detonationen seien "ohrenbetäubend" gewesen.
Die Sachschäden in der - zum Glück eher spärlich besiedelten - Umgebung sind enorm, aber überschaubar. Umliegende Gebäude, Tavernen und Bars am Strand wurden beschädigt, meist zerborsten die Fenster. Zum Zeitpunkt der Explosionen waren die meisten Gebäude und Restaurants auch leer. Hotels und Touristen gibt es in der Region nicht. In der Ortschaft Mari, nach der die zerstörte Marinebasis benannt ist, seien aber fast alle Gebäude durch die Druckwellen der Explosionen beschädigt worden.







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