
Vorarlbergs Ölheizungsbesitzer sind zunehmend verunsichert: Die hohen Preise und ein drohendes Ölembargo gegen Russland lassen die Sorgenfalten größer werden. Tatsächlich wird mit weiter steigenden Preisen gerechnet. Eine gewisse Panik macht sich breit. Zurecht?
Rund 25.000 Haushalte in Vorarlberg heizen mit Öl, fast 32.000 hängen am Gasnetz. Die Preisexplosion bei den Energieträgern und drohende Sanktionen gegen Russland (Anm.: Ab Montag steigt in Brüssel ein EU-Sondergipfel) sorgen für Verunsicherung. Seit einigen Monaten laufen die Telefone beim Energieinstitut Vorarlberg heiß. Viele Vorarlberger wollen raus aus Öl und Gas. „Waren es vor der Krise sieben bis zehn Anrufe und E-Mail-Anfragen täglich, so sind es in den vergangenen Wochen 100 bis 120 pro Tag“, berichtet Geschäftsführer Josef Burtscher von einer massiven Nachfragesteigerung. Das führe leider zu Wartezeiten von bis zu drei Wochen, bis ein Energieberater zurückrufen kann. Auch die „Öl/Gas-Raus“-Beratungen waren im ersten Quartal völlig ausgebucht. Der Mitarbeiterstand für die Energieberatung vor Ort wurde bereits um rund 70 Prozent erhöht.
„Sehr viele wollen einfach möglichst schnell aus Gas und Öl raus, auch Besitzer von neueren Anlagen. Ein anderer Teil ist durch die hohen Energiepreise und die üppigen Förderungen für einen Heizungstausch angestoßen worden.“ Bei einer Umstellung auf erneuerbare Heizsysteme winken Förderungen von bis zu 11.000 Euro. Es gibt nur ein Problem: Die Installateure sind dermaßen ausgebucht, dass Kunden bis zu einem halben Jahr oder noch länger auf ihre neue Heizung warten müssen. Und auch die Material- und Arbeitskosten sind gestiegen. „Panikkäufer gibt es auch hier, wie beim Klopapier. Allerdings ist es keineswegs so, dass, wenn ich heute kaufe, in ein paar Wochen der Installateur kommt und mir die neue Heizung einbaut“, gibt Burtscher zu bedenken.
Viele Vorarlberger wollen einfach schnell raus aus Öl und Gas. Waren es vor der Krise zwischen sieben und zehn Anrufe und E-Mail-Anfragen täglich, die bei uns eingegangen sind, so sind es in den vergangenen Wochen 100 bis 120 pro Tag.
Josef Burtscher
Starke Nachfrage nach Wärmepumpen
Am meisten werde die Luft-Wasser-Wärmepumpe nachgefragt. „Die Systeme sind kostengünstig in der Anschaffung und es gibt Förderungen. Allerdings muss man sich die Nutzungskosten genau ansehen.“ Für diese Systeme wird nämlich Strom für den Betrieb benötigt - und der ist aktuell ebenfalls teuer. Ölheizungsbesitzer, die raus aus dem fossilen Energieträger wollen und noch die klassischen Heizkörper im Haus haben, empfiehlt sich im Normalfall ein Umstieg auf Pellets, da eine Luft-Wasser-Wärmepumpe zu viel Strom zum Aufheizen brauchen würde. Nahwärme - sofern vorhanden - oder eine Erdwärmepumpe wären die noch besseren Alternativen. Allerdings wartet man aktuell auch auf die Bohrfirma bis zu einem Jahr.
Ist die „Panik“ um das Heizsystem aber notwendig? Für Klimaschützer lautet die Antwort natürlich „ja“, für all jene, die mit den Kosten für einen Umstieg hadern, „naja“. Der Preis für Heizöl ist durch den Krieg in der Ukraine um 50 bis 60 Prozent gestiegen - genauso wie bei Pellets und anderen Festbrennstoffen. „Heuer wird sich der Preis wohl auch nicht mehr nach unten bewegen“, erwartet Peter Aberer, Fachgruppenobmann der Energiehändler in Vorarlberg. Ganz im Gegenteil: Durch ein Embargo könnte der Ölpreis weiter steigen, da die internationalen Börsen darauf reagieren werden. „Auf lange Sicht beruhigt sich das aber wieder.“ Die Versorgung sei jedenfalls gesichert. „Österreich bezieht nur zu etwa sieben bis acht Prozent Rohöl aus Russland.“ Außerdem kann Öl leichter über mehrere Wege importiert werden. Bei Gas ist das anders: Werden die Leitungen aus Russland zugedreht, hat Europa ein Problem. Wirtschaftsvertreter warnen davor, dass die industrielle Produktion zum Erliegen kommen könnte.
Abgesehen von den geopolitischen Wirren verunsichert Ölkunden auch die mit 1. Juli in Kraft tretende Steuererhöhung im Zuge der „Ökosozialen Steuerreform“. „Darum raten wir den Kunden, jetzt Öl einzulagern“, so Aberer. Aktuell liegt der Heizölpreis im Schnitt bei rund 1,35 Euro pro Liter. „Ein Ende des Krieges würde sicher Beruhigung bringen - binnen ein, zwei Monaten dürfte sich der Preis wieder Richtung Vorkrisenniveau bewegen. Vorausgesetzt natürlich, es kommt nicht wieder etwas anderes dazwischen.“ Also heißt es wohl: Kaufen, abwarten oder umsteigen.
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