Integrationsbericht

Zuwanderer werden trotz hoher Risiken älter als Inländer

Österreich
05.07.2011 14:34
Ein Zuwanderungsplus von 27.000 Personen, aber eine Abnahme bei den Asylwerbern - diese Zahlen hat jetzt der aktuelle Integrationsbericht der Regierung ergeben. Die größte Gruppe der Migranten stellen zwar die Deutschen, doch danach folgen die "klassischen" Zuwanderungsländer. Auch ein Kuriosum enthüllt der Bericht: Obwohl die Zuwanderer eigentlich eine schlechtere Gesundheits-Prognose als Inländer haben, leben sie deutlich länger.

In Österreich lebten 2010 1,543 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund. Das sind 18,6 Prozent der Gesamtbevölkerung. 2010 wanderten 114.000 Personen zu, 87.000 verließen das Land, somit ergibt sich ein positiver Saldo von 27.000 Personen. Die Abwanderung blieb damit im Vergleich zu 2009 gleich, die Zuwanderung stieg um 7.000 Personen an - wegen der Erholung der Konjunktur und der starken Nachfrage nach Arbeitskräften.

Auf 59.000 Personen erhöht hat sich die Zuwanderung aus der EU, besonders aus Rumänien, Ungarn, der Slowakei und Polen; den größten Anteil stellen aber immer noch die Deutschen mit 18.000 Immigranten im Jahr 2010. 39.000 Zuwanderer kamen aus Nicht-EU-Ländern, ein Drittel davon aus den Staaten des früheren Jugoslawien und dem restlichen Europa, ein weiteres Drittel aus Asien und Afrika. Gering fiel die Zuwanderung aus der Türkei mit 4.000 Personen aus. Von den Menschen mit Migrationshintergrund wurden 404.600 in Österreich geboren, gehören also der "zweiten Generation" an.

Zahl der Asylwerber geht zurück
Von den insgesamt in Österreich lebenden 1,543 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund stellen die Deutschen mit 220.000 Personen die größte Gruppe, gefolgt von 209.000 Personen aus Menschen aus Serbien, Montenegro und dem Kosovo, 185.000 Türken, 131.000 Bosniern, 70.000 Kroaten, 68.000 Rumänen, 60.000 Polen, 45.000 Tschechen, 41.000 Ungarn und 29.000 Italienern. Auf 11.000 verringert hat sich die Zahl der Asylwerber; die meisten kamen aus der Russischen Föderation, vor allem Tschetschenien, Afghanistan, dem Kosovo, Nigeria und Indien.

Zahl der Einbürgerungen rückläufig
Die Zahl der Einbürgerungen sank ebenfalls weiter auf 6.135, 2009 waren es noch 8.100. Eingebürgert wurden vor allem Ex-Jugoslawen und Türken. Fast die Hälfte der Zuwanderer blieb nicht länger als fünf Jahre im Land, 45 Prozent der 2002 bis 2005 Zugewanderten kehrten wieder in ihre alte Heimat zurück. Am längsten bleiben die Türken, gut drei Viertel von ihnen waren auch nach fünf Jahren noch hier.

Türken und Zuwanderer aus anderen Nicht-EU-Staaten waren 2010 mit 13,1 Prozent doppelt so häufig arbeitslos wie Österreicher. Insgesamt war die Arbeitslosigkeit der Ausländer mit 9,7 Prozent höher als die der Österreicher, von denen 6,9 Prozent arbeitslos sind. Bemerkenswert ist aber, dass die Quote der Langzeitarbeitslosen bei Ausländern mit 1,6 Prozent deutlich geringer war als bei Österreichern mit 2,9 Prozent. Niedriger ist die Erwerbsquote der Migranten - mit 65 Prozent gegenüber 73 Prozent bei Inländern - was vor allem auf die Frauen zurückzuführen ist, und hier wieder auf die Türkinnen, die nur zu 41 Prozent arbeiten gingen.

Schlechte soziale Bedingungen, aber höhere Lebenserwartung
Widersprüchlich ist der Befund im Bereich "Gesundheit und Soziales": Migranten verdienen zwar nur 84 Prozent des mittleren Jahres-Einkommens der Österreicher und haben obendrein mit 24 gegenüber elf Prozent ein höheres Armutsrisiko. Aber sie können auf ein recht langes Leben hoffen und leiden seltener an Zivilisationserkrankungen wie Herz-Kreislauf-Beschwerden oder Allergien. Allerdings leiden sie häufiger an Krankheiten durch körperliche Belastung wie Wirbelsäulenschäden. Auch Depressionen sind bei ihnen stärker verbreitet.

Hinsichtlich der schlechteren sozialen Lage der Migranten überrascht die Statistik zur Lebenswerwartung. Ein 2010 geborener Österreicher kann auf 77,6 Jahre Lebensdauer hoffen, eine Österreicherin auf 83,1 Jahre. Bei den Migranten sind es 78,4 Jahre, bei den Migrantinnen 83,2 Jahre - wobei die Türkinnen mit 84,5 Jahren hervorstechen.

Österreicher finden nicht, dass Integration funktioniert
Unterdessen finden die Österreicher, dass die Integration in Österreich nicht funktioniert. Das geht aus einer gfk-Umfage hervor, die dem Integrationsbericht angefügt ist. Demnach meinen fast 65 Prozent, dass die Integration eher schlecht oder sehr schlecht abläuft. Besorgnis erregend ist, dass sich aus Sicht der Österreicher die Lage in den letzten Jahren noch verschlechtert hat. So sagen 40 Prozent, dass das Zusammenleben schlechter geworden ist, nur 16 Prozent sehen eine Verbesserung.

Zuwanderer fühlen sich in Österreich hingegen durchaus zu Hause. 42 Prozent sehen sich völlig, 44 Prozent eher heimisch. Während Personen mit jugoslawischem Hintergrund sogar eine Zufriedenheit von über 90 Prozent aufweisen, sind es bei jenen mit türkischen Wurzeln gut drei Viertel. Allerdings fühlt sich letztere Gruppe mit 61 Prozent eher dem Herkunftsstaat zugehörig. Bei den Bürgern der ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken fühlen sich dagegen 64 Prozent als Österreicher.

Die Zuwanderer aus Ex-Jugoslawien sehen sich auch zu mehr als 70 Prozent in Österreich nicht wegen ihres Migrationshintergrunds benachteiligt. Bei den türkischstämmigen Bürgern empfinden sich hingegen 53 Prozent als benachteiligt. Generell scheinen sich Serben, Kroaten und andere Zuwanderer aus der Balkan-Region in Österreich besser eingelebt zu haben. Fast 90 Prozent sind mit der österreichischen Gesellschaft einverstanden. Bei den Türken sind es lediglich 48 Prozent.

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