"Zukunftsprojekt"

Neuer IGGiÖ-Präsident: Weniger Politik, mehr Frauen

Österreich
30.06.2011 14:43
Modernisierung, höhere Frauenbeteiligung, mehr "Networking" in der breiten Bevölkerung und weniger Politik: So sieht das Konzept des neuen Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Fuat Sanac, aus. Von einem "Zukunftsprojekt" sprach Sanac, der am Sonntag zum Nachfolger von Anas Schakfeh als Präsident gewählt wurde.

Sanac, 57 Jahre alt und gebürtiger Türke, will die IGGiÖ nach eigenen Angaben "professionalisieren". Das soll unter anderem mit einem neuen, geeigneteren Gebäude geschehen, das derzeit aber noch gesucht wird; ferner will Sanac in Zukunft mehr Fachleute anstatt ausschließlich ehrenamtlicher Mitarbeiter. Österreichs Muslime sowie die Glaubensgemeinschaft würden große Verantwortung tragen, erklärte der neue IGGiÖ-Präsident.

"Statt zu klagen, sollten wir uns noch mehr beteiligen"
Ein weiterer Punkt auf der Agenda des neuen Präsidenten ist Aufklärungsarbeit - nach innen wie außen. Die muslimischen Vereine sollen sich stärker ins kommunale Geschehen einbinden, um Ängste und Vorurteile der Bevölkerung abbauen zu helfen.

"Statt uns in Verschwörungstheorien zu verlieren und uns zu beklagen, sollten wir uns dafür einsetzen, uns noch mehr zu beteiligen", kündigte er einen offensiven Weg an, der auch mehr Transparenz in der Öffentlichkeitsarbeit der bisher als eher verschlossen geltenden Glaubensgemeinschaft vorsieht. Die IGGiÖ arbeite derzeit unter mit dem neuen Medienreferenten Sejdini Zekirija an einer neuen Homepage, die zeitgerechter aktualisiert werden soll.

Frauenreferentin für mehr weibliche Beteiligung
Sanacs nächster Schwerpunkt, die Frauenbeteiligung, wird der bisherigen Sprecherin der IGGiÖ, Carla Amina Baghajati, in die Hände gelegt. Sie ist nun Frauenreferentin und soll den Plan nach mehr weiblicher Beteiligung in die Tat umsetzen. Dialog, Partizipation und Vernetzung sind dabei die Schlagwörter, bereits jetzt würden ihr an die 50 Helferinnen zur Seite stehen.

Durch solche Maßnahmen hofft Sanac, dass die heimischen Muslime in den kommenden Jahren als fixer Bestandteil der Gesellschaft akzeptiert würden. "Wir wollen, dass unsere Jugendlichen mit Stolz sagen können, dass sie österreichische Muslime sind."

Weniger Parteipolitik, mehr Leben
Verstärkt zurückhalten will sich die Glaubensgemeinschaft hingegen künftig bei der Kommentierung außenpolitischer Ereignisse sowie aus der österreichischen Parteipolitik. Sanac will sich laut eigener Aussage lieber "um das Leben in Österreich" kümmern. Bei radikalen Tendenzen sei allerdings der Handlungsspielraum beschränkt: "Wir sind keine Sicherheitsbehörde." Zudem würde die IGGiÖ alles Erdenkliche tun, um in den Vereinen aufzuklären. "Wir warnen unsere Leute vor Extremismus", so Sanac.

Dass der neue Vizepräsident der IGGiÖ, Uysal Nebi, ausgerechnet der Autor jenes Schulbuchs ist, das vor Jahren mit Bildern zum Märtyrertod für Aufregung gesorgt hatte, stört Sanac nicht. Märtyrer gebe es in jeder Kultur, meint er. Bei der Schulung von Imamen hofft Sanac, dass bald bessere Möglichkeiten in Österreich zur Verfügung stehen. Allerdings: "Wir warten seit 20 Jahren auf eine theologische Fakultät."

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