Schwierige Beziehung

Mutter und Tochter: Alles außer einfach

Symbolbild

(Bild: Evgeny Atamanenko/stock.adobe.com)

Lange hat Marlene H. (37) unter der fehlenden Anerkennung ihrer Mutter gelitten. Sagen konnte sie ihr das erst jetzt. Zum Muttertag eine Geschichte über eine Beziehung voller Konflikte, dafür mit Happy End.

Schwierig, innig oder kaum vorhanden: Jede Mutter-Tochter-Beziehung ist anders. Die zu ihrer Mama Sabine bezeichnet Marlene H. (Name von der Redaktion geändert) aus Leonding als kühl und oberflächlich: „Ich habe mich von meiner Mama nie geliebt gefühlt. Meine Eltern haben mir alles ermöglicht, ich durfte studieren, ein Auslandssemester machen, bekam ein Auto. Aber dass mich meine Mama einmal umarmt oder sagt ,Ich hab dich lieb‘ – das gab es nicht.“

Als Kind wurde Marlene ständig mit anderen Mädchen verglichen. Schon mit 6 Jahren fiel es ihr schwer, sich ihrer Mutter im Badeanzug zu zeigen. „Meine Mama war dick und sehr unzufrieden mit sich selbst. Das hat sie auf mich übertragen. Ständig hat sie aufgepasst, dass ich nicht zu viel esse. Die Folge waren unzählige Diäten und richtige Fressanfälle. Ich hatte immer ein gestörtes Verhältnis zu meinem Körper.“

„Zum ersten Mal hörte meine Mutter mir zu“
Ein traumatisches Erlebnis veränderte 2020 Marlenes Leben. Und nachdem es in der Therapie erneut an die Oberfläche gekommen war, war die damals 35-Jährige bereit, ihr Mutterthema endlich zu lösen. „Ich dachte, das hätte ich längst. Aber es hat mich wohl nie losgelassen.“ Marlene packte aus, erzählte alles – „ich konnte mich nicht mehr verstellen“ – und zum ersten Mal hörte ihre Mutter zu. „Sie hat sich dann auch bei mir entschuldigt. Und obwohl ich ihre Anerkennung jetzt nicht mehr brauche: Es tat gut, das zu hören“, sagt Marlene. „Heute weiß ich, dass ich gut genug bin. Ich habe es mir selbst bewiesen. “

Mutter und Tochter können mittlerweile besser miteinander reden, denn je. Auf Augenhöhe. Im Sommer fahren sie mit Marlenes Bruder und dessen Familie sogar auf Urlaub. „Früher wäre ich nicht einmal freiwillig auf einen Kaffee mit ihr gegangen. Ein Badeurlaub noch dazu. Ist das zu glauben?“ Marlene lacht.

Jede Mutter-Tochter-Beziehung ist anders. Aber jede ist besonders, so Frauencoach Manuela Kirschner: „Ich muss nicht alles gut finden, was die Mama macht, aber ich darf auch nicht vergessen: Ich habe nur die eine Mutter. Und die ist die Richtige für mich.“ L. Prearo