Musiktherapeutin Magdalena Fingerlos (38) begleitet Sterbende beim Abschiednehmen. Die Arbeit auf der Palliativstation Hohenems nahm ihr ein Stück weit die Angst vor dem Tod.
Vom ersten bis zum letzten Atemzug begleitet uns Menschen Klang und Rhythmus. Bereits im Mutterleib hören wir den Herzschlag unserer Mama. Seit Magdalena Fingerlos denken kann, ist Musik auch ihre Welt. Aus Begeisterung und Talent - sie beherrscht mehrere Instrumente - entwickelte sich ihre Berufung. Als Musiktherapeutin arbeitet sie - neben ihrer Praxis „Klangraum“ im Vorarlberger Feldkirch - seit vier Jahren auf der Palliativstation in Hohenems.
Auseinandersetzung mit der Endlichkeit
„Die Zeit des Abschiednehmens und Rückschauhaltens ist sehr berührend. Man setzt sich mit der Endlichkeit auseinander“, erzählt die Therapeutin von ihrer Arbeit. Die Musik könne begleiten und Freude hervorrufen oder einfach nur für Entspannung sorgen. Mit einer Gitarre oder der Körpertambura - ein spezielles Saiteninstrument - versucht sie, die Stimmung einzufangen, zudem improvisiert sie mit ihrer Stimme und manchmal erfüllt sie auch einfach nur Liederwünsche. „Musik fördert die Lebendigkeit. Das steigert die Lebensqualität in den letzten Stunden.“
Der Wille der Patienten stehe im Vordergrund, meist sei die musikalische Begleitung sehr willkommen und auch bei Angehörigen geschätzt: „Dem nahenden Tod stehen viele ohnmächtig gegenüber, über die Musik kann man die Menschen dennoch erreichen.“
Ein Moment der Freude ersetzt die Trauer
Magdalena Fingerlos erlebt ihre Tätigkeit auf der Palliativstation als sehr bereichernd. „Ich habe immer das Gefühl, dass mich die Arbeit an die Essenz des Lebens bringt. Alle Masken, die man sich im Laufe des Lebens aufsetzt, schälen sich langsam ab. Es bleibt nur noch der Kern des Daseins.“
Alle Masken, die man sich im Laufe des Lebens aufsetzt, schälen sich langsam ab. Es bleibt nur noch der Kern des Daseins
Magdalena Fingerlos
Für die Sterbenden zähle die Intensität des Moments, Raum und Zeit spielen keine Rolle mehr. Durch die Musik werden Erinnerungen an Erlebnisse aus vergangenen Tagen, etwa eine Bergwanderung mit der Familie, nah und lebendig. Ein kurzer Moment der Freude, der die Trauer in den Hintergrund rücken lässt.
Befreiender Tod
Auch dem Sterben selbst kann die 38-jährige Salzburgerin Schönes abgewinnen: „Wenn man nach einem langen, erfüllten Leben in Frieden geht, kann der Tod etwas Befreiendes sein. Ich habe nun weniger Angst davor.“
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