Politik verhandelt

Das System Tiertransporte muss sich endlich ändern

Tierecke
16.03.2022 14:13

Bei einer Tiertransporte-Dialogveranstaltung am Mittwoch, zu dem das für Tierschutz zuständige Gesundheitsministerium geladen hatte, war auch die Organisation „Vier Pfoten“ vertreten. Direktorin Eva Rosenberg fasst das Ergebnis zusammen: „Wir begrüßen die Maßnahmen zur Reduktion von Tierleid bei Kälbertransporten, aber wir dürfen das erklärte Ziel einer Reduktion von Tiertransporten an sich nicht aus den Augen verlieren! Dazu ist ein kompletter Systemwandel nötig.“

Eva Rosenberg: „Der Transport von nicht entwöhnten Tieren ist völlig inakzeptabel. Das Mindesttransportalter muss von 14 Tagen auf drei Monate angehoben werden, um all die damit einhergehenden Probleme wie die fehlende umfassende Versorgung mit Nahrung zu beheben. Immer wieder sterben auch Kälber an den Strapazen. Die Tiere befinden sich in ihrer immunologischen Lücke, das heißt, sie haben noch keine eigenen Antikörper und sind sehr anfällig für Krankheiten. Der einzige Weg, die Tiere in ihren ersten sensiblen Lebenswochen mit einem starken Immunsystem zu versorgen, ist ein Verbleib beim Muttertier!“

Fakten

  • Rund 39.000 Kälber wurden im Jahr 2021 aus Österreich ins Ausland exportiert, davon der Großteil nach Italien, Spanien und Polen.
  • Aus diesen Ländern werden die Tiere aber immer wieder weiter in Drittstaaten exportiert. 
  • 61 Kilogramm Fleisch pro Kopf isst jeder Österreicher pro Jahr.
  • Die unzähligen langen Tiertransporte sind auch für unseren Planeten unglaublich belastend.

Tierschützer sind überzeugt: Das gesamte System hinter den Tiertransporten ist aus dem Ruder gelaufen. Rosenberg: „Wir schicken unsere Kälber auf die Reise, gleichzeitig importiert Österreich massenhaft Kalbfleisch, vor allem aus den Niederlanden. Denn da geht es einzig und allein um den günstigeren Preis und um die Umgehung von Tierschutzstandards. Die Politik muss endlich eine lückenlose Kennzeichnung - besonders auch in der Gastronomie - einführen, um die heimische Landwirtschaft zu stärken und mehr Anstrengungen für eine Reduzierung von Exporten aus Österreich zu unternehmen!“

Zudem bevorzuge die Gastronomie oft weiterhin das weiße Kalbfleisch, das eigentlich Fleisch von kranken Tieren ist. Rosenberg: „Denn die weiße Farbe steht für einen Eisenmangel durch billige Ernährung mit Milchaustauschpulver und ohne notwendiges Raufutter; gesundes Kalbfleisch sollte rosa sein. In Österreich ist diese Ernährung verboten, aber importiert werden darf dieses Tierqual-Fleisch natürlich trotzdem und landet unbemerkt auf unseren Tellern.“

Die österreichischen Regierung ist nun am Zug, mehr Anstrengungen zu unternehmen, um wieder Tierschutz-Vorreiter in der EU zu werden. „Andere Länder ziehen an uns vorbei. Die Niederlande, Luxemburg und auch Deutschland fordern ein Verbot von Tiertransporten in EU-Drittstaaten. Österreich diskutiert derzeit nur ein Exportverbot von Schlachttieren in Drittstaaten – aber was ist mit den Zuchttieren? Wir haben keine umfassenden Daten, wie es den Tieren in den Exportländern geht, und geben damit die Verantwortung für Tierschutz an der Grenze ab“, sagt Rosenberg.

In Österreich steht derzeit die Novellierung der 1. Tierhaltungsverordnung und des Tiertransportgesetzes bevor. „Die derzeitigen Absichten sind leider alles andere als ambitioniert. Es muss sich mehr bewegen. Unsere Forderungen liegen auf dem Tisch, wir erwarten uns ein deutliches Nachbessern der ursprünglichen Vorhaben.“

Entenfellner: „Taten sind gefragt!“
„Krone“-Tierexpertin Maggie Entenfellner organisierte 2020 einen erfolgreichen Gipfel zum Thema Tiertransporte, bei dem die wichtigen Player aus Politik und Tierschutz nach Lösungen suchten. Seit Jahren engagiert sie sich unermüdlich für ein Ende des rollenden Leids. „Nur darüber zu reden, reicht nicht - jetzt schlägt die Stunde der Wahrheit - und wir erwarten effektiven Einsatz! Und sollte es tatsächlich Menschen geben, denen dieses Tierleid nicht am Herzen liegt, dann darf ich vielleicht noch folgende Gedanken mitgeben: Der CO2-Ausstoß der Tiertransporte ist massiv, und hinzu kommen jedes Jahr Hunderte Unfälle auf Europas Straßen mit übermüdeten Fahrern.“

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