Nachtgastro ist zurück

Steirische Clubs locken Jugend mit Billig-Alkohol

Steiermark
11.03.2022 07:00
Das Nachtleben ist wieder erwacht – und mit ihm seine Schattenseiten: Acht Jugendliche wurden am Wochenende wegen übermäßigen Alkoholkonsum ins Spital gebracht. Auch nach zwei Jahren zuhause sind Alkohol und Drogen noch gleich gefährlich wie zuvor. Nicht nur die Jugendlichen selbst müssen aufpassen, auch Lokale haben eine Verantwortung: Sie werben regelrecht für den Vollrausch.

„Die Vorfreude war so groß, dass er es völlig übertrieben hat,“ schildert die Mutter eines 16-Jährigen, der am Samstag das Nachtleben so exzessiv betrank, dass der Notarzt kommen musste. Und er war nicht der einzige: „Die Rettung musste am Samstag öfters vorfahren. Am Gehsteig vor einem Club in Graz übergaben sich viele Jugendliche.“

Ein Bild, dass die letzten zwei Jahre in Vergessenheit geriet oder für manche Jugendliche neu ist: „Vor der Pandemie hat mein Sohn noch daheim Playstation gespielt. Er kennt seine Grenzen nicht.“

Fakten

Medizinerin Sandra Holasek verrät, was von Volksweisheiten zum Alkohol wirklich stimmt.

Wovon hängt es ab, wie betrunken man wird?
Körpermasse und Zeit spielen eine entscheidende Rolle - dafür weniger, was man isst: Durch fettiges Essen kommt Alkohol nur später im Blut an. Weil man im ersten Moment nichts merkt, trinkt man oft mehr. Zucker in Getränken transportiert Alkohol übrigens schneller ins Blut.

Wie viel Alkohol führt zur Bewusstlosigkeit?
Bei zwei bis drei Promille spricht man von starkem Trinken, bei etwa vier Promille schwebt man bereits in Lebensgefahr. Wird man bewusstlos, kann man daher von vier bis fünf Promille ausgehen. Bereits zwei bis drei Liter Wein - schnell getrunken - können dazu führen.

Wie schnell baut man den Alkohol wieder ab?
Bei einem kleinen Bier geht man bei Frauen von drei Stunden und bei Männern von zwei Stunden aus. Auch die Faustregel 0,1 Promille Alkohol pro Stunde kann herangezogen werden. Heißt: Bei vier Promille Alkohol im Blut dauert der Abbau - abhängig vom Gewicht - etwa 40 Stunden.

Stimmt der Mythos: „Je öfter man trinkt umso mehr hält man aus“?
Nein, es ist nicht „trainierbar“. Es kann aber so empfunden werden. Alkohol ist aber immer noch ein Gift und daher in großer Menge und häufig genossen auch schädlich: Daher kann es bei langfristigen Konsum zu Organschäden, wie der Leber, kommen.

Kurzfristig ist mit mehr Exzessen zu rechnen
Kompensieren die Jugendlichen, was sie versäumt haben? „Mit der Öffnung der Nachtgastro muss man nach einer so langen Pause jedenfalls kurzfristig mit mehr Zwischenfällen rechnen“, befürchtet Martin Riesenhuber von der Drogenberatung des Landes. Längerfristig glaubt der Jugendpsychologe Philipp Streit nicht daran: „Aber jetzt besteht natürlich wieder ein großes Bedürfnis. Es ist auch gut, dass sie wieder gesellig sein dürfen.“

Wirkung ist nicht zu unterschätzen
Trotzdem sei Alkohol besonders gefährlich: „Weil er Stimmungsaufheller ist. Anstatt den Stress und Druck wegzutrinken, sollten sich Jugendliche eine Pause gönnen.“ Gerade in diesem Alter wirke sich Alkohol, aber vor allem auch Marihuana negativ auf das Gehirn aus. Kiffen sei gerade hoch im Kurs, aber auch Ecstasy, Speed und Kokain. Riesenhuber warnt vor allem vor dem Mischen von Alkohol und Drogen: „Die Wirkung wird unkontrollierbar.“

Philipp Streit will Alkohol am liebsten erst ab 18 Jahren erlauben. Eltern und Gastro müssen dafür aber mitziehen. So sieht es auch die Mutter des 16-Jährigen: „Die Clubs werben mit ,All you can drink’ und billigen Preisen.“

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Steiermark



Kostenlose Spiele