Königin von Panorama

Egger lässt Hirscher, Odermatt & Co. hinter sich

Vorarlberg
10.03.2022 05:55

Mit ihrem Sieg im abschließenden Riesentorlauf bei der Juniorenweltmeisterschaft in Kanada schrieb die Vorarlbergerin Magdalena Egger ein Stück Skigeschichte. Es war ihre dritte in Panorama, die insgesamt sechste ihrer Karriere. Mit zwei weiteren Silbermedaillen - beide ebenfalls in Kanada geholt - und der Bronzemedaille bei der JWM 2021 im bulgarischen Bansko übertrumpfte die Lecherin alles bisher da gewesene und ist nun die erfolgreichste Athletin der Geschichte.

Bis zum 9. März 2022 waren der Norweger Henrik Kristoffersen und die Tirolerin Sabine Ginther die erfolgreichsten Sportler bei Juniorenweltmeisterschaften (JWM). Beide hatten in ihren Karrieren je sechs Gold- und zwei Silbermedaillen holen können. Am Mittwoch wurden sie von einer 21-jährigen Vorarlbergerin übertrumpft. Magdalena Egger holte sich in ihrem allerletzten JWM-Rennen Riesentorlauf-Gold und stockte ihr Medaillenkonto damit auf sechsmal Gold, zweimal Silber und einmal Bronze auf. Damit lässt die Lecherin nicht nur Kristoffersen und Ginther hinter sich, sondern auch so klingende Namen wie Marco Odermatt (Sz) der sechsmal Gold und einmal Bronze holen konnte. Oder die Deutsche Maria Riesch (5x Gold, 2x Silber, 2x Bronze), mit der sie nun gemeinsam auch jene Athletin ist, die die meisten Medaillen bei JWMs holen konnte.

Die unglaubliche Reise Eggers begann bei der Junioren-WM 2019 im Fassatal (It). Damals war sie nach ihren Erfolgen beim European Youth Olympic Festival (EYOF) kurzfristig für die Titelkämpfe nominiert worden. Die damals 18-Jährige belegte im Riesentorlauf Rang 35, im Slalom schied sie aus. Die ersten drei Sternstunden folgten im Jahr darauf bei den Titelkämpfen in Narvik. Dort sicherte sich die Head-Pilotin die Titel in der Abfahrt, dem Super-G und in der Kombi – jeweils vor ihrer, derzeit rekonvaleszenten, ÖSV-Teamkollegin Lisa Grill. Die Medaillenjagd in Norwegen wäre möglicherweise noch weitergegangen, allerdings musste die JWM vorzeitig wegen Corona abgebrochen werden.

Auch die Titelkämpfe in Bansko standen ganz im Zeichen von Corona. So wurden Abfahrt, Kombination und Teambewerb gar nicht ausgetragen, um die Aufenthaltsdauer der Teams in Bulgarien zu minimieren. Egger ließ sich aber auch davon nicht aus der Ruhe bringen und erweiterte ihr Medaillen-Portfolio um Super-G-Bronze, hinter ihren beiden ÖSV-Teamkolleginnen Lena Wechner (T) und der Bezauerin Magdalena Kappaurer. Im Riesentorlauf und im Slalom kam sie nicht ins Ziel.

Der absolute Höhepunkt und die Krönung ihrer Junioren-Karriere sollte aber im März 2022 im kanadischen Panorama erfolgen. Bereits im Abfahrtstraining untermauerte die Vorarlbergerin mit einer Bestzeit ihre Ambitionen auf Gold. Im Rennen am 3. März war sie dann auch nicht zu schlagen und triumphierte vor der Deutschen Emma Aicher und dem US-Girl Lauren Macuga. Zwei Tage später schlug „Mäggy“ auch im Super-G zu, setzte sich vor der Amerikanerin Ava Sunshine Jemison und ihrer erst 17-jährigen Vorarlberger Landsfrau Victoria Olivier durch. Tags darauf musste sich in der Kombi zwar der Französin Marie Lamure um 0,37 Sekunden geschlagen geben. „Ich habe da aber nicht Gold verloren, sondern Silber gewonnen“, freute sich Egger. Besonders groß war die Freude auch, als sie nur einen Tag später mit Olivier, Lukas Passrugger und Joshua Sturm Silber im Team-Event gewinnen konnte. 

Im Slalom ging Mäggy als 15. zwar leer aus, verunsichern ließ sie sich davon aber nicht. Denn im abschließenden Riesentorlauf bewies sie bei ihrer Fahrt zu ihrem sechsten Gold, ihrer insgesamt neunten Medaille nicht nur Nervenstärke, sondern auch Kampfgeist. „Dass mir das gerade im Riesentorlauf gelungen ist, in der Disziplin, in der ich am meisten und längsten dafür gearbeitet habe und in der die Medaille am wenigsten zu erwarten war, ist einfach nur grenzgenial“, strahlte das Ländle-Girl.

Die Tatsache, dass sie nun die erfolgreichste JWM-Athletin aller Zeiten ist, macht Egger fast sprachlos. „Dass ich dieses Kapitel so abschließen kann, ist unglaublich. Wenn ich mich an meine erste Juniorenweltmeisterschaft in Italien erinnere - da waren diese Erfolge so weit weg“, sagt Mäggy. „Es ist einfach schön, dass alles, was ich in den vergangenen Jahren investiert habe, einfach zurückgekommen ist.“ 

Peter Weihs aus Panorama, Kanada

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