Eine neue Studie über den Skandal um Franz Wurst deckt auf: Jahrzehntelang wurden Kinder in Kärnten systematisch missbraucht und misshandelt - mit Deckung „von oben“! Sexueller Missbrauch, umstrittene medizinische Experimente, gewalttätige Erziehungsmethoden: Das „System Wurst“ hat Kärnten über Jahrzehnte nachhaltig geprägt und wurde ebenso lange totgeschwiegen. Damit solche Verbrechen in diesem Umfang nie wieder passieren können, muss über das Thema berichtet werden.
„Liebe Eltern, mir geht es nicht gut. Bekomme jeden Tag eine Spritze (...) Euer schlimmer Niklas." Solche Hilferufe aus der einstigen Heilpädagogischen Abteilung in Klagenfurt waren keine Seltenheit, die kleinen Patienten berichten auch über Stromtherapien, über Sprechverbote, Schlafkuren oder Zwangshungern - doch sie verhallten ungehört. Denn die Briefe der Kinder wurden kaum weitergeleitet, viele finden sich noch immer in Unterlagen, die für die Studie zur “Gewalt an Kindern und Jugendlichen in heilpädagogischen Institutionen der Jugendwohlfahrt und des Gesundheitswesens in Kärnten zwischen 1950 und 2000„ ausgewertet wurden.
Neben den fragwürdigen medizinischen Methoden galt das Hauptaugenmerk der Wissenschafter aber vor allem dem sexuellen Missbrauch, der vom einstigen Primar Franz Wurst über Jahrzehnte quasi institutionalisiert worden war. Übereinstimmend wird geschildert, dass er sich Mädchen und - bevorzugt - Buben nachts bringen ließ, um die verängstigten Patienten im Genitalbereich schmerzhaft zu untersuchen; bei vielen kam es dabei zu eindeutigen Missbrauchshandlungen. Und möglicherweise auch durch weitere Personen, wie nun offengelegt wird: Denn es soll „Sexpartys“ gegeben haben, bei denen Voyeure durch eine Spiegelwand den Kindern zuschauten.
Welche Mittäter Wurst hatte, wird wohl nie geklärt werden - der Kinderschänder starb vor 14 Jahren. Bestätigt wird durch die neuen Erkenntnisse aber, dass es nur wenige gab, die den Kindern helfen wollten. Sie alle seien aber mundtot gemacht worden - nicht zuletzt durch zwei hohe Landespolitiker, die jede Kritik an Wurst bereits im Keim erstickt hätten. Auch diese beiden Herren, die von ehemaligen Mitarbeiterinnen beschuldigt werden, können nicht mehr befragt werden, sie sind bereits tot.
Der Skandal selbst ist aber lebendig - nach wie vor melden sich Opfer. Und am 5. April soll es eine große Gedenkveranstaltung geben. Um diese Schande von Kärnten nie zu vergessen.
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