Omikron-Wand an Schule

„Chance, Schulen zu modernisieren, liegengelassen“

Österreich
21.01.2022 18:45

Die Schulen sind sicher, und sie müssen offenbleiben: so der Leitsatz in der Pandemie. Derzeit wird dreimal wöchentlich getestet, die Maskenpflicht ist streng, die Quarantäneregeln weniger, und der Unterricht findet theoretisch sowohl vor Ort als auch virtuell statt. Und erstmals seit Pandemiebeginn soll auch die mündliche Matura wieder verpflichtend werden, was diese Woche für Schülerstreiks an mehr als 100 Schulen gesorgt hat. Was die Omikron-Wand für die Schulen bedeutet, das haben diese Woche bei „Moment Mal“ Bastian de Monte, Lehrer an einem Polytechnikum in Wien-Brigittenau, und Mati Randow, Schulsprecher am Wiener GRG 6, im Gespräch mit Damita Pressl erzählt.

Von der Option, ohne ärztliches Attest zuhause zu bleiben, macht kaum jemand Gebrauch, erzählen Randow und de Monte: „Man bekommt wenig Unterstützung. Momentan kann man nur zuhause bleiben und damit auch geschützt sein, wenn man sich das schulisch leisten kann und noch mitkommt, wenn man keine Unterstützung vom Lehrer bekommt.“ Auch für Lehrer bedeute die derzeitige Situation eine Doppelbelastung, so De Monte: „Man hält den Unterricht regulär ab und versorgt die wenigen, die zuhause geblieben sind, mit den Materialien.“ Das funktioniere je nach Schüler besser oder schlechter, sei aber jedenfalls schwierig: „Man fühlt sich teils sehr alleingelassen.“

„Kein Schüler ohne Laptop“
Dabei haben die Schüler nun zumindest Endgeräte, hier haben sich die politischen Bemühungen gelohnt: „Bei uns gab es letztes Jahr keinen Schüler, der nicht mit einem Laptop nach Hause geschickt wurde. Auch jetzt wird, wenn jemand ins Distance Learning wechselt und kein Gerät zur Verfügung hat, eines zur Verfügung gestellt.“ Das Problem, so De Monte, finde sich eher auf Lehrerseite. Er selbst und Kollegen würden Privatgeräte verwenden: „Man ist sehr auf sich gestellt, und es kommt sehr aufs eigene Engagement.“ Jene Lehrer ohne Digitalkompetenz oder ohne Endgerät waren auf die Unterstützung ihrer Kollegen angewiesen.

„Möglichkeit, Schulen zu modernisieren, liegengelassen“
Auch der Kontakt zu den Lehrern sei sehr unterschiedlich: „Manche melden sich von allein, manche stellen das Lernmaterial ins Netz, von anderen gibt es gar keine Rückmeldung“, sagt Randow. „Es ist so, als wäre man die ganze Zeit krank. Da muss man sich auch um alles selbst kümmern. Aber das als großes Konzept zu verkaufen, ist nicht sehr ehrlich.“ Luftfilter oder CO2-Filter gebe es immer noch nicht flächendeckend: „Die Möglichkeit, Schulen zu modernisieren, wurde liegengelassen.“

Von Normalität keine Spur
Jedenfalls ist aber nichts beim Alten, und daher auch die Schulstreiks. Diese Woche haben an mehr als 100 Schulen in Österreich Schüler gestreikt, für nächste Woche sind Großdemonstrationen angekündigt. Eine verpflichtende mündliche Matura sei nicht akzeptabel, argumentiert Randow: „Wir hören täglich, dass wir hinterher sind, viele Stoffgebiete wurden nur gestreift. Jetzt zur Normalität zurückzukehren, finde ich verantwortungslos“. Man wolle die gleichen Matura-Bedingungen wie die vorhergehenden Corona-Jahrgänge.

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