„Krone“-Interview

Insta für den ORF, aber nicht für den Chef

Oberösterreich
21.01.2022 17:00

Zwischen GIS-Gebührenerhöhung und Einsparungsmaßnahmen übernahm Klaus Obereder mit Jänner seine neue Aufgabe als Landesdirektor des ORF Oberösterreich. Der „Krone“ verriet er im Interview mit Jasmin Gaderer seine Pläne für die Zukunft.

„Krone“: Seit wenigen Wochen stehen Sie an der Spitze des ORF Oberösterreich. Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie erstmals erfahren haben, dass die Wahl auf Sie gefallen ist?
Klaus Obereder: Es war eine unglaubliche Freude und Ehre. Und es ist mir in dem Moment bewusst geworden, dass dies der Karrierehöhepunkt ist, den ich mir gewünscht habe.

„Krone“: Zeitgleich mit Ihnen startete auch der neue ORF-Generaldirektor Roland Weißmann – wie ist die Zusammenarbeit bisher mit ihm?
Obereder: Extrem gut. Er ist sehr partnerschaftlich unterwegs, und dass er Oberösterreicher ist, erleichtert die Zusammenarbeit auch.

„Krone“: Er hat kürzlich weitreichende Änderungen für den ORF angekündigt – was wird in der Außenstelle Linz anders?
Obereder: Wir stehen an einer Zeitenwende. Wir müssen unser Geschäftsmodell dem digitalen Wandel anpassen und unseren Fokus auf das Publikum unter 30 Jahren lenken. Das sind Leute, die teils nicht einmal wissen, dass es einen ORF gibt, denen müssen wir das in Erinnerung rufen. Das werden wir hauptsächlich über Social Media versuchen.

„Krone“: Ein Traditionsmedium wie der ORF Oberösterreich auf YouTube, wie kann man sich das vorstellen?
Obereder: Momentan ist das alles natürlich noch ausbaufähig. Aber wir werden auf Facebook besser werden und in Kürze einen Instagram-Account haben. Die Strategie ist aber nicht, dort Nachrichten zu verbreiten, sondern diese Kanäle als Rutsche zu unseren Programmen zu sehen. Ein Teasermedium für das junge Zielpublikum.

„Krone“: Selbst sind Sie aber auf Social Media nicht zu finden.
Obereder: Das stimmt, und das wird auch so bleiben. Ich sehe keine Sinnhaftigkeit für mich darin, mich dort darzustellen. Stiller Beobachter ist für mich die bessere Variante.

„Krone“: Wie will sich der ORF zwischen Fake News und Medienverdrossenheit, die vor allem auf Social Media ausgelebt wird, überhaupt positionieren?
Obereder: Klar, vor allem seit der Pandemie gibt es Gruppen, die den ORF und andere klassische Medien kritisch sehen. Aber wir wollen zeigen: Hier findest du Nachrichten, bei denen du dir keine Sorgen darüber machen musst, ob sie stimmen oder nicht. Unsere absolute Glaubwürdigkeit muss unser Markenkern sein.

„Krone“: Gleichzeitig sollen beim ORF 200 Millionen Euro eingespart werden – wie geht das zusammen?
Obereder: Ja, das steht im Raum, und wir werden unsere Prozesse im Haus durchleuchten und schauen, dass unsere Strukturen effizienter werden. Daher werde ich das Programm von Radio, TV und Online auch zusammenführen, verschränken und besser planen. Da sind die Mitarbeiter natürlich gefordert.

„Krone“: In dieser neuen Struktur ist auch kein Programmchef mehr vorgesehen. Michael Trnka zieht sich mit Februar von diesem Posten zurück.
Obereder: Genau. Künftig gibt es unter mir den neuen Chefredakteur Stefan Hartl und dann für die Bereiche TV, Radio und Online jeweils einen Koordinator.

„Krone“: Werden in diesem Führungsteam dann auch Frauen miteingebunden werden?
Obereder: Ja, das ist mir wichtig. Zwei der drei Koordinatoren werden von Frauen besetzt werden. Das wird noch im ersten Quartal geschehen.

Krone“: Mit viel Ärger haben die Österreicher die Erhöhung der GIS-Gebühren aufgenommen. Verstehen Sie das?
Obereder: Eigentlich nicht. Es ist nur eine Inflationsabgeltung, und es sind im Endeffekt nur fünf Cent pro Tag mehr. Ich bin selbst Netflix-Abonnent, und da wurden die Gebühren auch kürzlich erhöht, das ist eben so. Alles wird teurer. Das Geld fließt aber in ein neues Programm, das man so weder auf Netflix noch sonst wo finden wird.

„Krone“: Ihr Gesicht kennen die Oberösterreicher nicht erst, seit Sie Landesdirektor sind – über 20 Jahre lang begrüßten Sie die Landsleute im Fernsehen. Wie oft werden Sie auf der Straße erkannt?
Obereder: Sehr oft, mit der Privatsphäre ist es schon schwierig, was mich aber nie sonderlich gestört hat. Ich freue mich immer wieder über positive Reaktionen, die mich etwa an der Supermarktkasse erreichen, das ist sehr unmittelbar.

„Krone“: Sie sagen, Sie sind mit Leib und Seele Journalist – worüber haben Sie zu Ihren Anfängen als erstes berichtet?
Obereder: Über die Wiederansiedlung des Brachvogels im Kremstal (lacht)! Das merkt man sich ein Leben lang. Auch eine Story über einen Tumult in einem Pendlerzug in Vöcklabruck ist mir in Erinnerung geblieben. Damals musste mein Interviewpartner glaube ich 20 Mal für die Kameraaufnahme aus dem Zug steigen, bis ich mir sicher war, das passt jetzt so. Der arme Mann (lacht)!

„Krone“: Sie haben zwei kleine Kinder – verstehen sie, was der Papa in der Arbeit macht?
Obereder: Ja, sie wissen, dass ich die Nachrichten mache und brennen darauf, endlich einmal das Fernsehstudio zu sehen! Aber das muss wegen Corona noch etwas warten.

„Krone“: Privat sind Sie begeisterter Läufer – was können Sie davon für Ihre neue Herausforderung mitnehmen?
Obereder: Ausdauer und Zähigkeit – ich gehe nämlich auch laufen, wenn es draußen schirch ist! Und das werde ich auch auf diese schöne neue Aufgabe umlegen.

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