Sprengung in Wien

Täter fuhr nach Bankomat-Coup blutend ins Spital

Wien
26.04.2011 14:11
Bereits zum dritten Mal binnen weniger Wochen ist in der Nacht auf Dienstag ein Bankomat in Wien mittels Gas gesprengt worden. Und erstmals gibt es eine heiße Spur: Am Tatort fanden die Ermittler eine Blutlache, wenig später ging ihnen ein Verdächtiger ins Netz. Der mutmaßliche Bankomat-Dieb dürfte sich bei der Explosion verletzt haben und fuhr blutend ins Spital, wo die Ärzte die Polizei alarmierten.

"Die Sprengung hat eine irre Verwüstung angerichtet", beschrieb "Krone"-Fotograf Andi Schiel am Dienstagvormittag die Situation vor Ort. Ziel des Coups, der um etwa 2.30 Uhr über die Bühne ging und wahrscheinlich von einem Duo oder Trio durchgeführt wurde, war eine Bank-Austria-Filiale am Tesarekplatz in Favoriten. Bereits zweimal hatten es Unbekannte in den vergangenen zwei Wochen auf einen Automaten in diesem Geldinstitut abgesehen. Die Versuche gingen beide Male schief, Gas war dabei nicht zum Einsatz gekommen. Mit der jetzt erfolgten Sprengung dürfte es keinen Zusammenhang geben.

Bei der Aktion am Dienstag ging offenbar ebenfalls einiges schief. Die Ermittler fanden eine "lange Blutspur", die außerhalb des Geldinstituts vom Tatort wegführte - einer der Täter dürfte bei der Explosion verletzt worden sein.

Verletzter fuhr blutend Spital
Um 5.50 Uhr wurde das Landeskriminalamt Wien dann verständigt, dass ein Mann mit Kopf-, Arm- und Beinverletzungen - vor allem Brandwunden und Abschürfungen - in einem Krankenhaus in Wien randaliere. Der Verletzte sei ins Spital hineingestürmt, schilderte Polizeisprecher Roman Hahslinger gegenüber krone.at. Offenbar hatte der Wiener zunächst im Schock die Behandlung verweigert. Es bestehe jedoch keine Lebensgefahr, wusste Haslinger. Das Personal sah sich schließlich gezwungen, ob des randalierenden Patienten die Polizei zu rufen.

Die alarmierten Beamten zählten beim Anblick des Mannes dann eins und eins zusammen. Der 26-jährige Danijel T. habe zwar kein Geständnis abgelegt, aber sinngemäß eingeräumt, er wisse, dass er "jetzt zehn Jahr' in Häfn" gehen werde. Bisher sei der Arbeitslose polizeilich nicht in Erscheinung getreten. Er bleibt zur Beobachtung im Spital, unter den Augen von Justizwachebeamten. Um welches Spital es sich handelt, wollte Hahslinger nicht sagen.

Wie der Verdächtige ins Krankenhaus gekommen ist, ob allein oder ob ihn Komplizen "abgeliefert" hatten, blieb zunächst unklar - jedenfalls wurde er nicht mit der Rettung hingebracht.

Umfangreiche Spurensicherung am Tatort
Bei dem Coup erbeuteten die Gauner "einen geringen Geldbetrag, aber nicht die Geldkassette", sagte Hahslinger. Auf Fotos aus den Überwachungskameras seien zwei bis drei Täter zu sehen, die "teilweise maskiert" waren. Offenbar haben die Männer Gummimasken getragen. Anrainer hörten den Knall der Explosion und schlugen Alarm.

Am Dienstagvormittag war die Spurensicherung am Tatort noch voll im Gange. Der zerstörte Geldautomat wurde von Ermittlern eingepackt und abtransportiert, um ja keine DNA-Spuren zu übersehen. Auch ein Polizeihund kam zum Einsatz, um der Blutspur zu folgen. Ob eine Verbindung zu weiteren Bankomat-Sprengungen in Wien und Umgebung besteht, sei unklar, sagte Hahslinger.

Etliche Coups von Bankomat-Banden
Der jüngste Bankomat-Coup reiht sich in eine Serie ein, die im Mai 2010 begonnen hat und seither Ermittler in mehreren Bundesländern auf Trab hält: Insgesamt haben kriminelle Banden – die Polizei geht schon länger nicht mehr davon aus, dass es sich um eine einzige Tätergruppe handelt – seither 19 Bankomaten verschiedener Geldinstitute in Wien, Niederösterreich, dem Burgenland, Oberösterreich und Salzburg erfolgreich aufgebrochen, aufgeschnitten, aus der Verankerung gerissen oder eben gesprengt.

Bei den jüngsten Sprengungen, am 21. Februar 2011 in Wien-Favoriten sowie beim Coup vor acht Tagen in der Ghegastraße im Bezirk Wien-Landstraße, lagen die Tatorte in unmittelbarer Nähe zu einer hochrangigen Straßenverbindung: Die Täter konnten auf der Flucht in Minutenschnelle die Autobahn erreichen.

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