In Polen verhaftet

Wien: „Makler“ betrog Migranten um eine Mio. Euro

Skrupellos soll er 170 Opfer (bevorzugt Syrer und Afghanen) in Wien um mehr als eine Million Euro erleichtert - und Familien in Folge obdachlos gemacht haben. Nun ging der geflüchtete, mutmaßliche Wohnungsbetrüger in Polens Hauptstadt Warschau ins Netz der heimischen Fahnder.

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Sein Modus Operandi war relativ simpel - dafür umso skrupelloser: Der mutmaßliche Großbetrüger soll sich über Internetplattformen wie Airbnb Wohnungen sowie Apartments in Wien gemietet, und diese schließlich illegal weitervermietet haben. Inklusive angeblich notwendiger, geforderter Kautionen und Provisionen. Und das kriminelle Immobiliengeschäft des verdächtigen Nikola B. florierte seit dem Frühjahr 2020 - nicht zuletzt aufgrund der Corona-bedingt ausbleibenden Touristen in der Bundeshauptstadt.

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Nachdem viele der Familien ihr gesamtes Erspartes zusammengekratzt und investiert hatten, standen sie plötzlich auf der Straße.

Chefermittler Gerald Goldnagl vom Landeskriminalamt Wien

Während die offiziellen Wohnungsanbieter während der Pandemiezeit über jeden Mieter froh waren, hatte der als seriöser Makler auftretende Österreicher (25) aufgrund der aktuellen Mietpreislage in Wien auch kein Problem, nach leichtgläubigen Opfern zu angeln. Im Hauptvisier des mutmaßlichen Verbrechers: Anerkannte Migrantenfamilien (zum größten Teil Syrer und Afghanen), die verzweifelt auf der Suche nach leistbaren Wohnmöglichkeiten waren.

Familien standen auf der Straße
Der mutmaßliche Betrüger köderte seine Opfer über Social-Media-Plattformen, veranstaltete vermeintlich seriöse Besichtigungen in den durchwegs feinen Wohnungen sowie Apartments quer durch die Stadt - und machte den begeisterten Interessenten verlockende Angebote. Heizung, Strom, Internetnutzung - verlockende All-Inklusive-Verträge zu verhältnismäßig überraschend niedrigen Mietpreisen. Einzig: Kautionen und Provisionen mussten die vom Betrüger geblendeten Familien im wahrsten Sinne des Wortes zusammenkratzen.

Und so schaufelte der mutmaßliche Großbetrüger Nikola B. seit dem Frühjahr 2020 über Monate hinweg mehr als eine Million Euro. Bis er aufhörte, die offiziellen Vermieter zu bezahlen - und das Betrugssystem schlussendlich aufflog. „Das war nicht ,nur‘ höchst kriminell - sondern eine menschliche Tragödie“, so Chefermittler Gerald Goldnagl vom LKA Wien. „Die Familien standen plötzlich auf der Straße - ohne Wohnung, ohne Geld. Wir haben die Opfer unterstützt und Hilfsorganisationen sowie Vereine eingeschalten.“

Zugriff in Warschau
Parallel hatte der Verdächtige rechtzeitig die Flucht ergriffen und das Land verlassen. Doch die Ermittlerexperten der Gruppe Goldnagl ließen sich nicht abschütteln und verfolgten seine Spur - bis in Polens Hauptstadt Warschau. Wo Nikola B. dank Unterstützung der Zielfahnder des Bundeskriminalamtes und deren internationalem Netzwerk (ENFAST) jüngst von polnischen Beamten in der Wohnung eines Bekannten verhaftet wurde. Aktuell sitzt der mutmaßliche 170-fache Wohnungsbetrüger in Auslieferungshaft. Von der erbeuteten Millionensumme fehlt bislang noch jede Spur.

Klaus Loibnegger
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