Von vielen oft belächelt, war der steirische Landeschef Hermann Schützenhöfer einer der Architekten des Total-Umbaus der ÖVP. Seine Schwarzen sieht er jedenfalls gut aufgestellt. Im Interview lässt er auch durchblicken, dass er aktuell so gar nicht an Rücktritt denkt.
„Krone“: Herr Landeshauptmann, sechs Regierungschefs in vier Jahren: Kann die Volkspartei mit der Neuaufstellung das aktuelle Chaos hinter sich lassen?
Hermann Schützenhöfer: Die Voraussetzungen stehen jedenfalls gut dafür. Jetzt können wir uns wieder den Hauptaufgaben widmen: der Bekämpfung des Virus und der Sicherung der Arbeitsplätze. Die Erneuerung der Partei ist aus meiner Sicht geglückt.
Man hat ja fast den Eindruck, als würde bei der ÖVP niemand Sebastian Kurz auch nur eine Träne nachweinen, täuscht das?
Schauen Sie, in der Österreichischen Volkspartei ist man es ja gewohnt, dass man offenbar von einem Moment auf den anderen von himmelhoch jauchzend auf zu Tode betrübt umschalten kann. Aber ich bin schon lange im Geschäft, kann mich an einen gewissen Django erinnern und auch an die Leuchtrakete Sebastian Kurz. Jetzt haben wir mit Karl Nehammer jedenfalls einen starken Mann an der Spitze, der einen realistischen Blick für die schwierige Situation hat und nun dafür sorgen wird, dass wir uns stabilisieren und unsere Position als Nummer eins verteidigen.
Ist das türkise System nun endgültig gescheitert und die Rückkehr zu einer schwarzen ÖVP wieder vollzogen?
Mit der Farbfolge habe ich mich nie beschäftigt. Für die Republik zählt nur Rot-Weiß-Rot - und für uns in der Steiermark die Farbe Weiß-Grün.
Sie haben in einem Interview gemeint, Alexander Schallenberg sei keine Puppe, die man einfach hinsetzt und dann wieder wegnimmt - jetzt ist er als Kanzler schon Geschichte und erneut Außenminister.
Alexander Schallenberg hat sich aus persönlichen Gründen zurückgezogen. Er macht nun wieder das, was seiner Profession entspricht und was er auch wunderbar kann, als Außenminister der Republik Österreich. Auch für mich gehören die beiden Ämter des Bundeskanzlers und des Bundesparteiobmanns einfach zusammen. Man hat in den letzten Wochen gesehen, dass dieses Duett trotz aller Bemühungen nicht so richtig funktionieren kann. Ich halte die aktuellen Entscheidungen jedenfalls für richtig und wichtig.
Sie sollen bei der Machtablöse hinter den Kulissen einer der Strippenzieher gewesen sein - zumindest wird das so kolportiert. Viele Beobachter meinen generell, dass sich die Machtverhältnisse in der ÖVP wieder zugunsten der Länder verschoben haben. Würden Sie das unterschreiben?
Nein. Ich werde meine eigene Rolle sicher nicht überschätzen. Auch die Länder hat es immer gegeben, man sollte sie nicht stärker machen als sie sind. Wir haben einfach gemeinsam mit dem Bund versucht, das Richtige zu tun. Dass der Bundesparteiobmann bei Personalfragen ein Vorschlagsrecht hat, war immer so und wird auch künftig so sein.
Die Wachablöse in Wien ist nun vollzogen. Immer wieder ist von Ihrer Übergabe an Landesrat Christopher Drexler im kommenden Jahr zu hören, wird die ÖVP nun also auch in der Steiermark bald einen neuen Steuermann bekommen?
Das ist eine sehr gute Frage, mit der ich mich jetzt nicht beschäftige (lacht). Ich werde meine Entscheidung zu gegebener Zeit bekannt geben. Aktuell ist ein Rückzug aber definitiv kein Thema für mich. Ich habe ja immer gesagt, dass der Kapitän bei stürmischer See nicht von Bord geht, und daran werde ich mich auch halten.
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