Österreich weit zurück

Kinderbetreuung: Große Lücken bei den Kleinen

Wirtschaft
30.10.2021 07:13

Bei Kindergartenplätzen für Unter-Dreijährige sind wir Schlusslicht in Westeuropa. Frauen und Wirtschaft drängen auf den Ausbau.

Angesichts des Fachkräftemangels drängen immer mehr Betriebe die Politik, endlich mehr Kinderbetreuungsplätze zu schaffen, damit Frauen berufstätig sein können. Das sei bereits standortrelevant. Außerdem würde dies die Nachteile bei Einkommen und Pensionen von Müttern vermindern. Tatsächlich hat Österreich zuletzt zwar dank verpflichtendem Kindergartenjahr bei den Vorschulkindern das Angebot ausgebaut, doch bei den Kleinsten klafft die große Lücke: Nur 23 Prozent der Unter-Dreijährigen (in Summe gut 70.000 Kinder) sind in Betreuung.

Schlusslicht in Westeuropa
Damit sind wir weit unter dem EU-Schnitt und Schlusslicht in Westeuropa (Grafik unten). „Wir sollten in dieser Altersgruppe gemäß EU-Vorgaben 33 Prozent in Betreuung haben. Bei den Älteren ist die Situation zwar besser, aber auch bei ihnen ist der Kindergarten oft nur halbtags offen, und es gibt große regionale Unterschiede in der Versorgung“, resümiert Monika Köppl-Turyna, Chefin des Forschungsinstitutes Eco Austria, ihre jüngste Studie.

Fazit: Ein auch nur moderater Ausbau des Angebots für die Kleinen hätte vergleichsweise große Wirkung und würde sich schnell rechnen.

  • Mehr Frauen wären erwerbstätig: „In Deutschland gibt es seit 2003 einen Rechtsanspruch auf Betreuung. Seither gehen drei bis vier von zehn Frauen zusätzlich arbeiten, insbesondere Mittelqualifizierte würden profitieren. Das wäre ein großer Hebel gegen den Fachkräftemangel.“ Nach der Karenz gar nicht mehr Berufstätige kommen zurück, zudem würden erfahrungsgemäß vor allem Teilzeitkräfte oft ihre Stunden aufstocken, „bei Ganztagesbetreuung im Schnitt von 20 auf 30 bis 35 Stunden“. Die bei uns enorm hohe Teilzeitquote von 49 Prozent der weiblichen Beschäftigten (in Dänemark nur 25 Prozent) würde sinken. Hätte gemäß EU-Ziel jedes dritte unter-3-jährige Kind einen Betreuungsplatz, kämen geschätzte 5100 Frauen zusätzlich in den Job zurück, bei einer Quote von 50 Prozent (wie Portugal) sogar knapp 19.000.
  • Mehrkosten bald gedeckt: Derzeit gibt die öffentliche Hand 2,9 Milliarden Euro im Jahr für Vorschulkinder aus (75 Prozent Gemeinden, 25 Prozent Bund). Eine Ausweitung der Öffnungszeiten von derzeit im Schnitt 9,1 Stunden am Tag um eine Stunde kostet laut Studie 183 Millionen Euro, die Aufstockung der Plätze auf 33 Prozent der Jüngsten macht 241 Millionen Euro. Doch die höhere weibliche Berufstätigkeit erhöht die Frauen-Einkommen um etwa 240 Millionen Euro, die vielfach den Konsum ankurbeln würden. Sie würden zudem 178 Mio. € mehr Steuern und Sozialbeiträge zahlen. Auch gemäß Untersuchung der Industriellenvereinigung hat sich der vorige Ausbau der Kindergärten ab 2008 bereits 2015 gerechnet.

Dass bei den Kleinen nicht mehr passiert, liegt auch am Föderalismus-Dschungel „und fehlenden Anreizen. Beispiel: Die Gemeinden zahlen das meiste, haben aber bei ihren Steuereinnahmen nichts davon, wenn Frauen mehr verdienen“.

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