Drama bei Hausgeburt

„Vielleicht nennen wir die Kleine wie ihre Mama“

Oberösterreich
29.09.2021 06:01

„Der große Bruder meint, wir sollen die Kleine Susi nennen, als Andenken an die Mama. Ich hätte auch an Hope gedacht. Hoffnung, dass alles gut wird!“ - Manuel G. (34) aus Linz wusste nicht, dass er zum dritten Mal Papa wird. Bis er - wie berichtet - seine tote Frau im Schlafzimmer fand. Verblutet bei der Geburt im Nebenzimmer, das Mäderl neben ihr. Das Baby ist außer Gefahr.

„Ich hab’ das Ganze noch nicht realisiert. Wir machen weiter, einen Tag um den anderen“, Manuel G. ringt mit den Tränen, als er in der kleinen Wohnung in Linz-Spallerhof ins Schlafzimmer geht, wo er seine Susi und das Baby fand. „Ihr ging’s den ganzen Tag schlecht, sie dachte, sie hätte Darmgrippe“, erzählt der 34-Jährige, der erst kürzlich das Hochbett für sich und seine Frau aufgestellt hatte. Die 32-Jährige hatte sich Stunden vor der Tragödie darunter auf eine Matratze gelegt, wollte sich auskurieren.

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Als ich gegen ein Uhr in der Nacht wach wurde, wollte ich nach den Kindern sehen, hörte aus dem Schlafzimmer ein Wimmern.

Manuel G.

Schwangerschaft blieb unbemerkt
Der Papa war danach mit den Kindern Jaime (6) und Lea (3) am Spielplatz, hat sie geduscht und ins Bett gebracht. „Ich hab’ noch einmal nach Susi gesehen, und sie meinte, ich brauch’ nicht andauernd kommen, es wird schon“, erinnert sich der OP-Assistent, der kürzlich nach 16 Jahren seinen Job verloren hat. Dass seine Jugendliebe, die er seit ihrem 14. Lebensjahr kennt, zum dritten Mal schwanger sein könnte, war kein Thema. „Sie hatte ein bisschen zugenommen in letzter Zeit, da haben wir uns nichts gedacht“, erzählt Manuel. Und: „Sie hat bei den anderen Kindern so auf sich geschaut, als sie wusste, dass sie schwanger war. Jetzt hat sie ganz normal gelebt, auch mal ein Glaserl getrunken.“

Irgendwann gegen 22 Uhr war Manuel auf der Couch eingeschlafen, nebenan seine Frau, der er vor vier Jahren den Ring angesteckt hatte. Als er gegen 1 Uhr aufwachte, wollte er nach den Kindern sehen, hörte ein Wimmern. „Ich bin ins Schlafzimmer und da lag das Baby. Neben ihm meine Frau“, erzählt er - und dass er das Zimmer am liebsten nie wieder betreten würde.

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Susi hat das Kind noch selbst abgenabelt. Warum sie nicht geschrien oder zum Handy neben ihr gegriffen hat? Ich habe dafür keine Erklärung.

Manuel G. trauert um seine große Liebe

Ihr Körper war kalt und starr
Sofort zog er sein Leiberl aus, wickelte das Baby ein und griff nach seiner Frau: Ihr Körper war kalt und starr, sie war tot. „Wenn sie nur geschrien hätte, ich oder eines der Kinder wären doch wach geworden.“ Als der Papa auf die Rettung wartete, hielt er das Baby im Arm, Lea und Jaime wurden wach. „Ich sagte ihnen, dass sie eine Schwester haben.“ Dass die Mama gestorben ist, musste er auch erklären. Jaime, der Große, der Erstklassler, versteht es, irgendwie - die kleine Lea nicht. „Auch ich noch nicht“, sagt Manuel, „ich rede ständig mit Susi.“

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Freunde sind für mich da, auch mein Schwager und die Familie. Alleine mit drei Kindern, ich wüsste nicht, wie das gehen soll. Susi hat so viel gemacht.

Der Linzer ist dankbar für die Hilfe

Die Kripo hat die Ermittlungen eingestellt, eine Obduktion soll die Todesursache klären. „Susi hat schon einmal ein Kind verloren, bei Jaime gab’s Komplikationen, aber bei Lea ging’s problemlos“, will der Linzer Gewissheit. Inzwischen ist er stark, für seine drei Kinder, und muss weitermachen, einen Tag um den anderen.

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