Eine Schranke im See oder - aktuell - ein Ring im Grenzfluss und Kurz-Texte im Rasen: Die künstlerischen Arbeiten von Marbod Fritsch sind spektakulär und erfrischend anders.
Dass kreatives Arbeiten nicht nur einem selbst, sondern auch anderen Freude bereitet, sah Marbod schon bei seiner Mutter, deren selbst gemalte Kärtchen in ihrem Bekanntenkreis Entzücken hervorriefen. Weniger entzückt waren dann die Juroren an der Universität für Angewandte Kunst in Wien, die Marbod - vorerst - abblitzen ließen. „Ich kam mit meiner Mappe, ich hatte beim legendären Fritz Pfister in Bildnerischer Erziehung maturiert, und wurde nicht einmal zur Aufnahmeprüfung zugelassen“, erinnert er sich mittlerweile mit einem Lächeln an die etwas holprigen Anfänge. Also studierte Marbod erst Jus. Da ihn aber die Musen der Künste offensichtlich inniger geküsst hatten als Justitia, blieb er am Ball, absolvierte die „Angewandte“ schließlich mit Bravour und ist heute einer der bekanntesten Künstler des Landes.
Nicht zuletzt der Liebe wegen seit 1997 wieder im Ländle heimisch, prägte er mit außergewöhnlichen Arbeiten die hiesige Szene, auch wenn er selbst meint: „Ich bin kein Bühnentier und immer beziehungsweise immer noch von Zweifeln gegenüber meinen Arbeiten geprägt.“ Was Marbods Arbeiten, hauptsächlich im öffentlichen Raum, aber ohne Zweifel sind: signifikant. Seine Schranke im Harder Binnenbecken („Man glaubt kaum, wie viele bürokratische Hürden ich dafür überwinden musste“), die das Trennende und Verbindende herausstreichen sollte, sorgte für ebenso viel Aufsehen wie seine interaktive Kerzen-Installation „Remain in Light“ in der Johanniterkirche als Zeichen für - nicht nur religiöse - Toleranz.
Trennendes und Verbindendes
Marbods Schaffensspektrum ist breit: sei es ein Plakat für das Hahnenkammrennen, ein platzfüllendes Bühnenbild für das Landestheater, abstrakte grafische Kugelschreiber-Bilder oder ein 30-Meter-Teppich. „Die kommende Aufgabe ist für mich immer die spannendste“, erklärt der jugendlich wirkende 57-Jährige, der ein fanatischer Jogger ist und sich unter zehn Kilometer täglich unwohl fühlt.
Aktuell gestaltet er mit Schülern des Hohenemser BSZB über mehrere Jahre hinweg den Innenhof-Rasen des Bildungshauses. Da werden Piktogramme ins Gras gemäht oder Texte in „Twitter-Länge“. Sobald das Gras nachgewachsen ist, können neue Bilder oder Textflächen entstehen. Und ein Ring mit fünf Metern Durchmesser an der deutsch-österreichischen Grenze im Bett der Rotach symbolisiert unter dem Titel „Lost Love“ die fragile Beziehung zwischen den beiden Ländern. Von der Schranke zum Ehering: Marbods Gedankenwelt und visuelle Kraft sprengt wahrlich Grenzen
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