In Stadl an der Mur

Griessner Stadl zeigt zweite Jelinek-Uraufführung

Steiermark
28.08.2021 09:30

Im äußersten Eck der Steiermark in Stadl an der Mur haben Anita Winkler und Ferdinand Nagele mit dem Griessner Stadl ein Zentrum für zeitgenössische Kunst geschaffen. Aktuell ist dort die Uraufführung eines Textes von Elfriede Jelinek zu sehen: „Moosbrugger will nichts von sich wissen“ ist ein intensives Erlebnis!

Was für ein Scheusal, dieser Moosbrugger. Stolz erzählt der Mörder vom handwerklichen Geschick mit dem er Frauenkörper zerteilt hat. Kein schlechtes Gewissen, kein Funken Moral - nur die pure Bösartigkeit. Robert Musil hat diese Figur - basierend auf einem realen Fall in Wien um 1910 - für seinen „Mann ohne Eigenschaften“ geschaffen.

Ein Scheusal im Nebel der Sprache
Elfriede Jelinek hat ihn 2004 für ein Hörspiel aus dem Kontext des Mammut-Romans herausgelöst und in einen gespenstischen Nebel gehüllt. Denn bei der Literaturnobelpreisträgerin ist dieser Moosbrugger nicht nur das Scheusal, sondern sie legt ihm auch all jene Stimmen in den Mund, die versuchen ihn zu verstehen: Ärzte, Medien und auch Künstler - sie alle wollen wissen, was diesen Mann getrieben hat und schieben mit ihren Spekulationen den „wahren“ Moosbrugger nur noch weiter ins Schleierhafte.

Im Griessner Stadl spielt Hausherr Ferdinand Nagele den Moosbrugger als Mann ohne Innenleben, der trotz - oder vielleicht gerade wegen - seiner Seelenlosigkeit völlig in sich zu ruhen scheint.

Ihn gegenüber stellt Regisseur Martin Kreidt den Musiker Walter Ofner, der eine schwere Aufgabe hat. Er soll mit seiner Mini-Orgel in dieses schwarze Loch in Menschenform abtauchen und dort zumindest einen Funken der Erkenntnis zünden.

Im Zusammenspiel kreiert das Trio einen Theaterabend, der Jelineks famosen Text-Nebel in unglaublich konzentrierter und großartig konzertierter Form auf die Bühne bringt. Zu sehen bis 4. September.

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