Der Blick in traurige Tieraugen im Urlaub führt oftmals zum Wunsch, helfen zu wollen. Mit einer fütternden Hand, oder gar der Rettung vor dem Leben auf der Straße. Die Einfuhr von Vierbeinern aus dem Ausland will aber wohlüberlegt sein, sonst droht an der Grenze ganz schnell das Aus. Und gut gemeinte Hilfe ist leider nicht immer auch gut gemacht.
Wer schon einmal Italien, Kroatien oder Spanien bereist hat, der ist dort wahrscheinlich streunenden Hunden und abgemagerten, kranken Katzen begegnet, die sich mangels Kastration ungehemmt vermehren, sodass sie das Straßenbild prägen. 100 Millionen sind es geschätzt alleine in Europa. Viele Touristen können den bettelnden Fellnasen nicht widerstehen und lassen sich leicht dazu verleiten, die Streunertiere zu füttern.
Nach Saisonende droht der Hungertod
Was die meisten nicht bedenken: Die Vierbeiner gewöhnen sich sehr rasch an diese vermeintlich sichere Nahrungsquelle, vermehren sich gar noch schneller, bis die Fütterung nach der Urlaubssaison plötzlich versiegt. Es kommt tatsächlich vor, dass Tiere nach Saisonende jämmerlich verhungern. Ist das Mitleid besonders groß, fühlt sich der ein oder andere Urlauber verleitet, ein Tier mit nach Österreich zu bringen. Sei es auf offiziellem Wege oder gar illegal im Kofferraum über die Grenze geschmuggelt.
Doch Achtung: Die strengen Vorschriften dienen in erster Linie dem Schutz vor Einschleppung von Krankheiten. Wer sie umgeht, macht sich strafbar und gefährdet außerdem Mensch und Tier in der Heimat! Hund oder Katze zu übernehmen, egal ob aus dem In- oder Ausland, sollte aber sowieso immer gut überlegt sein. Spontane Entscheidungen aus Mitleid enden meist unglücklich. Die Anschaffung eines Tieres bedeutet Verantwortung, aber auch Kosten - und das für viele Jahre. Dessen muss man sich bewusst sein. Jahr für Jahr werden zahlreiche Tiere dann in Österreichs Tierheimen abgegeben, die wenige Wochen zuvor aus dem Urlaub mitgebracht, dann aber doch zu viel Arbeit wurden oder krank sind.
Viel sinnvoller ist es, einen lokalen Tierschutzverein direkt am Urlaubsort mit einer Spende zu unterstützen. Am besten einen, der sich für Kastrationsprogramme engagiert. „Unsere jahrelange internationale Erfahrung zeigt: Die einzig nachhaltige, tiergerechte Methode, das Wachstum von Kolonien zu bremsen, ist Kastration“, so Eva Rosenberg, Direktorin von „Vier Pfoten“ Österreich. Ja - es ist schwierig, den schönen, bettelnden Tieraugen zu widerstehen. Aber: Man muss einen Schritt weiter denken!
Tierschmuggel ist kein Kavaliersdelikt
Wer Streuner mitbringen will, muss sich genauestens über die zahlreichen Vorschriften informieren. Es drohen empfindliche Strafen. Zwischen EU-Mitgliedsstaaten dürfen Hunde, Katzen und weitere Tierarten nur mit Mikrochip-Kennzeichnung und Heimtierausweis verbracht werden. Sie müssen seit mindestens 21 Tagen gegen Tollwut grundimmunisiert (und die Impfung danach regelmäßig aufgefrischt worden) sein. Bei dafür zu jungen Welpen und Kitten benötigt man eine Tollwutunbedenklichkeitsbescheinigung.
Meine Bitte: Unterstützen Sie anerkannte Organisationen vor Ort, aber verzichten Sie darauf, Tiere eigenmächtig mitzunehmen! Es geht darum, die Einfuhr von Seuchen zu verhindern.
Tierschutzminister Wolfgang Mückstein
Noch einmal komplizierter wird es, wenn Sie Streuner aus Drittländern mitbringen möchten. Die Kontrolle erfolgt durch den Zoll: Jedes Tier braucht neben der Kennzeichnung und Tollwutimpfung zusätzlich eine Tiergesundheitsbescheinigung, eine serologischen Tollwutuntersuchung und eine Erklärung gemäß Artikel 25 Abs. 3 der Verordnung (EU) Nr. 576/2013. Diese Bedingungen können bei Vierbeinern unter sieben Monaten gar nicht erfüllt werden. Für eine Reihe von Ländern gelten allerdings etwas erleichterte Voraussetzungen. Länder wie die Schweiz oder Norwegen sind berechtigt, Heimtierausweise auszustellen. Tiere können von dort mit Gesundheitsbescheinigung und Erklärung oder mit einem Heimtierausweis in die EU einreisen.
Die beste Tierhilfe geschieht vor Ort
Wegschauen hilft nicht: Für einen Riffhai wäre ein Seil fast zum Verhängnis geworden - sein Glück war, dass ihn Maggie Entenfellner im Urlaub entdeckte und die Rettung durchsetzen konnte. Und als die „Krone“-Tierexpertin 2011 als Reaktion auf grausame Streunertötungen im Vorfeld der Fußball-Europameisterschaft einen Lkw voller Hilfsgüter in die Ukraine brachte, verschlug es ihr angesichts der Zustände die Sprache. Nur durch die großzügigen Spenden der „Krone“-Leser war es möglich, die Tierschützer vor Ort zu unterstützen, mehr dazu lesen Sie hier.
„Vier Pfoten“ handelte schließlich ein großes Kastrationsprojekt mit der Regierung aus - ein Erfolg, den die Organisation in mehreren Ländern wiederholen konnte, darunter Rumänien, Bulgarien, Albanien, und die Slowakei. Diese Art von Hilfe wirkt wesentlich nachhaltiger und lindert Tierleid im großen Umfang. Auch Einzelkämpfer wie die Steirerin Gina Götz, im Einsatz für Galgos in Alicante, brauchen unsere Hilfe. Fällt Ihnen im Urlaub Tierleid auf, ist die Unterstützung eines Vereins vor Ort die beste Wahl. Eine Liste vertrauenswürdiger Organisationen finden Sie HIER.
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