Schönste Wanderrouten

Am Wasser wo der wilde Drache haust

Vorarlberg
13.08.2021 12:00

Von Hittisau im Bregenzerwald geht es entlang der Bolgenach bis in die Englochschlucht. Eine Wanderung, die einen spielerisch die Welt des Wassers entdecken lässt.

Die abwechslungsreiche Wanderung für die gesamte Familie startet in Hittisau. Direkt vom Dorfbrunnen folgt man den Markierungen des Wasserwegs über den Dorfplatz zum Kreuzbühl und passiert dann das Schwimmbad. Dort führt die um 1700 errichtete Kommabrücke über den tosenden Fluss. Unter der ältesten gedeckten Holzbrücke des Landes befindet sich die Kommaschlucht - ein sagenumwobener Platz. Das Wasser tobt hier ungezügelt wie ein wildes Tier, was die Phantasie der Menschen seit jeher beflügelt hat. Beim Blick in den Felskessel glaubte so manch einer Drachenkrallen im Stein zu erkennen. Es dürfte sich dabei allerdings eher um die Spuren jener Sprengungen handeln, mittels derer Holzflößer einst die Schlucht zu erweitern versuchten.

In früheren Zeiten wurden Holzstämme im Sturzwasser der Ach zu Tal befördert. Die ganzen Stämme nannte man „Hauen“, das auf einen Meter zurecht gesägte Holz „Müsel“. Daher stammt auch der Name des Alberschwender Ortsteils „Müselbach“. Über die geschichtsträchtige Brücke geht der Wanderer auf einem schmalen Pfad im Schatten der Bäume weiter, immer begleitet vom Rauschen des Flusses. Anschauliche Infotafeln entlang der Strecke bieten Interessierten einen Einblick in die „Welt des Wassers“. So erfährt man beispielsweise etwas über die Geschichte der Bolgenach: Als vor rund 12.000 Jahren eine Moräne brach, die einen nacheiszeitlichen See aufgestaut hatte, gruben sich die Wassermassen ein Flussbett. Dieses unterschied sich natürlich stark von der heutigen Flussführung. Während die Ach sich früher wild durchs Tal schlängelte, lenken heute Uferverbauungen an strategischen Punkten die Wassermassen. Die Bezeichnung „Ach“ leitet sich vom lateinischen „aqua“ (Wasser) ab. 

Laichplatz für Frösche und Lurche
Der Weg verläuft eben am Fluss entlang und führt über die Hechtbrücke an Kläranlage und Mühle vorbei bis zum Stollenauslauf der Subersachfassung. In diesem Bereich befindet sich der Laichplatz von Fröschen und Lurchen. In Vorarlberg kommen insgesamt 13 Amphibienarten vor. Gemeinsam mit den Reptilien zählen Amphibien zu den gefährdetsten Tiergruppen weltweit. Alle hierzulande vorkommenden Arten sind deshalb gesetzlich geschützt. Trotzdem sind einige bereits selten geworden. Mit Ausnahme des Alpensalamanders sind alle heimischen Amphibien auf geeignete Laichgewässer angewiesen. Ein Großteil der Tiere wandert zwischen diesen Gewässern und dem Landlebensraum hin und her und ist dabei vielerlei Gefahren ausgesetzt. Besonders der Straßenverkehr verursacht große Verluste. So werden schätzungsweise jedes Jahr österreichweit an die fünf Millionen Amphibien überfahren. Möglichst naturnahe Rückzugsräume sind daher wertvolle Kleinode, die zum Erhalt der Artenvielfalt beitragen. Mit etwas Glück lässt sich auf dem Weg entlang der Bolgenach der eine oder andere Vertreter der heimischen Amphibienwelt beobachten.

Wasserspielweltfür groß und klein
Nach der Subersachfassung geht es an einer abenteuerlichen Hängebrücke vorbei und schließlich gelangt der Wanderer zur Wasserspielwelt, die nicht nur für Kinder etwas zu bieten hat: Man kann sich an einer Wasserpumpe ausprobieren, mithilfe von Wasserkraft ein kleines Sägewerk betätigen oder seine Zielgenauigkeit mit Wasserspritzen unter Beweis stellen. Nach dieser spielerischen Auseinandersetzung mit dem nassen Element betritt man die Engenlochschlucht. Seit der Eiszeit hat der Fluss hier den Fels geformt. Um das Naturschauspiel besser genießen zu können, legte der Verschönerungsverein Hittisau-Bolgenach um 1930 einen Weg an. Dieser führt nun durch die 300 Meter lange Schlucht. Auf dem Weg zur Ließenbach-Brücke wird ein kleines Quelltuffvorkommen passiert. Hinter der Brücke steht die einst wasserbetriebene Säge Bartenstein. Danach steigt der Pfad zur Reute an. Dort befindet sich die letzte Station des Wasserweges. Vorbei am ehemaligen Gasthof Alpenrose geht es talwärts über den Bolgenach-Steg durch Branderau und Rain zum Dorfplatz retour. 

Sage

In der Kommaschlucht soll einst ein wilder Drache gehaust haben. Die Menschen fürchteten sich sehr vor diesem Urtier, bauten aber trotz dessen Gegenwehr eine starke Holzbrücke von einem Ufer zum anderen. Beim Bau hängten die Handwerker ein Kruzifix in die hölzerne Konstruktion - so konnte ihnen der Drache nichts anhaben. Wohl aber murrte, fauchte und brüllte es unten in der Schlucht, besonders wenn viel Wasser die Bolgenach hinabfloss. Nur wenn Menschen gelegentlich Steine von der Brücke in die Schlucht schmeißen regt sich der Drache und schlägt wild mit dem Schwanz um sich. Doch davon wird das Loch in der Komma nur breiter. Der Volksmund besagt, dass der Drache nach unendlich langer Zeit seine Macht endgültig einbüßen muss und sich unter der Brücke ein breites, fruchtbares Tal ausbreiten wird.

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