Olympia-Aufreger

Springrichter über Drama: „Kirche im Dorf lassen!“

Olympia
07.08.2021 11:56

Peter Zobel-Wessely, internationaler Springrichter und ehemaliger Athlet im modernen Fünfkampf, kann die Tierquälerei-Vorwürfe rund um die Deutsche Annika Schleu nicht nachvollziehen. „Wir müssen die Kirche im Dorf lassen. Wenn wir so eine Sache dermaßen aufbauschen, dann müssen wir alles streichen und den Reitsport abschaffen“, sagt er im Gespräch mit krone.at.

Für Zobel-Wessely waren die Schläge mit der Gerte weit entfernt von Tierquälerei: „Ein Pferd hat ein ganz anderes Schmerzvermögen. Was sie (Anm. Schleu) gemacht hat, war ein Tatschen. Das klingt akustisch schlimmer, als es ist.“ 

Auch der Kritik, dass Pferde im Modernen Fünfkampf nicht mehr als Sportgeräte seien, kann er nicht viel abgewinnen: „Es kommen jedes Wochenende Jockeys, die werden aus England eingeflogen, steigen aufs Pferd und sollen gewinnen. Wir müssen die Kirche im Dorf lassen. Wenn wir so eine Sache dermaßen aufbauschen, dann müssen wir alles streichen und den Reitsport abschaffen.“

Mangelnde reiterliche Fähigkeiten
Das Hauptproblem liegt für den Springrichter viel mehr an den mangelnden Fähigkeiten der Fünfkämpferinnen und Fünfkämpfer: „Die Pferde waren vom Feinsten, die reiterlichen Fähigkeiten ließen zu wünschen übrig. Bis auf zwei Athletinnen waren alle zu schwach für den Parkour. Die meisten Fünfkämpfer vernachlässigen das Reiten, sie verlassen sich aufs Pferd. Das funktioniert dann natürlich nicht.“ 

Die Sportlerinnen des Modernen Fünfkampfes bekommen ein zufälliges Pferd zugelost. Der Veranstalter stellt die Tiere zur Verfügung. Sie haben dann im Wettkampf mehrere Reiterinnen und Reiter in kurzer Zeit nacheinander im Sattel. Vor dem Ritt haben die Sportlerinnen und Sportler nach einer Auslosung nur 20 Minuten Zeit, um sich mit dem Pferd vertraut zu machen. Deshalb fordert Zobel-Wessely einen Befähigungsnachweis: „Ein Fünfkämpfer muss auf Reitsportturnieren Erfolge nachweisen können. Die Teilnehmer brauchen eine Lizenz oder eine Prüfung, sonst geht das schief. Man sieht fast keine Fünfkämpfer auf Reitturnieren.“

Gustav Gustenau als positives Beispiel
Ein positives Beispiel sei der österreichische Olympia-Starter Gustav Gustenau, der öfters an Reitturnieren teilnimmt. „Mit den reiterlichen Fähigkeiten von Gustav Gustenau habe ich, anders als bei vielen seiner Konkurrenten, kein Problem. Er zählt zu den besseren Reitern im Feld. Ich kenne ihn von den Turnieren, er wird  bei den Olympischen Spielen maximal ein bis zwei Fehler machen“, prophezeit Zobel-Wessely. 

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