Ausreise nicht möglich

Kranke Tiroler Studentin war in London „gefangen“

Tirol
16.07.2021 09:23

Eine schier unvorstellbare Odyssee hat eine Tiroler Studentin (25) in England durchgemacht. Die junge Frau machte im Zuge ihres Studiums ein Auslandssemester in London. Nachdem sie sich dort impfen hatte lassen, brach plötzlich ihr Immunsystem zusammen. Sie wollte unbedingt nach Hause, doch Österreich sagte zunächst: „Nein!“

Karin, Mutter von Maria (Namen von der Redaktion geändert), war verzweifelt. Seit Tagen hatte sie versucht, ihre Tochter von London zurück nach Tirol zu holen. Sie hatte bereits Botschaft und Ministerium eingeschaltet - man konnte ihr aber nicht helfen. Doch von Anfang an: Maria studiert in Wien und musste ein Auslandssemester im Zuge von „Erasmus“, ein von der EU gefördertes Bildungsprogramm, absolvieren. Und so flog sie Ende April nach London. „Pflichtbewusst wie sie ist, hat sie sich, als sie an der Reihe war, auch gegen Corona impfen lassen - das war am 20. Juni“, schildert ihre Mama im Gespräch mit der „Krone“.

Immunsystem brach zusammen
Nach einigen Tagen machte Maria einen Selbsttest, weil in ihrem Freundeskreis ein Corona-Fall aufgetaucht war - der Test war positiv. Sie hatte keine Symptome, begab sich aber trotzdem in Selbstisolation. Einige Tage später, am 30. Juni, begann dann Marias Leidensweg. Ihr Immunsystem brach zusammen.

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Sie hat getan, was in so einer Situation in England zu tun ist, und die Gesundheits-Hotline angerufen.

Die Mutter von Maria

Es begann mit einer Magen-Darm-Grippe, auch eine Blasenentzündung kam hinzu. „Sie hat getan, was in so einer Situation in England zu tun ist, und die Gesundheits-Hotline angerufen“, erzählt Karin. Erst nach zwei (!) Tagen bekam Maria die Anweisung, sich - trotz großer Schmerzen - zu Fuß in das Lewisham Hospital zu begeben. „Dort hat man sie fünf Stunden warten lassen, nicht untersucht, ihr ein Zwei-Tages-Antibiotikum in die Hand gedrückt und wieder nach Hause geschickt“, erinnert sich Karin.

Die Rettung kam erst beim zweiten Anlauf
In der Nacht wurden die Schmerzen immer schlimmer. Zweimal hat Marias Freundin die Rettung gerufen, erst beim zweiten Mal ist sie dann gekommen - da hatte Maria bereits 40 Grad Fieber. Sie schleppte sich selbst in den Krankenwagen und wurde ins Queen Elisabeth Hospital gebracht. „Beim Aussteigen kollabierte meine Tochter und wurde bewusstlos.“

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Maria wurde wie eine Aussätzige behandelt, sie hat am Telefon um Hilfe geschrien.

Die Mutter ist verzweifelt

„Als sie dann wieder zu sich kam und in einem Krankenbett lag, hat sie mich angerufen. Maria wurde wie eine Aussätzige behandelt, sie hat am Telefon um Hilfe geschrien. Im Hintergrund habe ich das Krankenhauspersonal nur lachen gehört. Ich habe sogar mit der Polizei gedroht - doch das fanden sie nur noch lustiger“, ist Karin bei der Erinnerung daran immer noch den Tränen nahe. „Sie hat geglaubt, dass sie stirbt. Jede Mutter kann nachvollziehen, was da in einem vorgeht“, betont Karin.

Keine Auskunft von den Ärzten erhalten
In der Folge hat sie das Außenministerium und Österreichs Botschaft in London kontaktiert - Letztere konnte zumindest weiterhelfen. „Mit der Botschaftsmitarbeiterin haben die Ärzte wenigstens geredet - im Gegensatz zu mir und unserer Versicherung“, so Karin. Maria wurde - obwohl sie keine Corona-Symptome hatte - auf die Covid-Station verlegt, wo sie mitten unter den hustenden und röchelnden Patienten lag. „Erst nach zahlreichen Interventionen der Botschaft wurde sie schließlich ordentlich untersucht - da wurde dann eine schwere Nierenbecken-Entzündung diagnostiziert. Die Niere war schon beeinträchtigt“, sagt Karin. Sie lag fünf Tage im Spital.

Antigentests negativ, PCR-Tests positiv
Maria ist psychisch und physisch am Ende - und wollte nur noch eines: endlich heim! Doch da tat sich dann das nächste Problem auf. „Der Staat Österreich verweigerte ihr die Einreise, weil sie keinen negativen PCR-Test vorweisen konnte. Und das, obwohl der Antigentest seit fast zwei Wochen negativ war. Außerdem ist sie bereits einmal geimpft. Ich wusste nicht, was wir noch machen sollten. Denn der PCR-Test kann bis zu 90 Tage nach einer Infektion positiv sein“, verstand Karin die Welt nicht mehr. Ein PCR-Test kostet in London übrigens satte 200 Euro.

Auf „Tiroler Krone“-Nachfrage erklärte ein Sprecher des Außenministeriums, dass dies eine Verordnung des Gesundheitsministeriums sei und dem Außenministerium die Hände gebunden seien: „Vorschrift ist Vorschrift!“

Am Donnerstagabend dann das „Happy End“: Maria konnte endlich ausreisen und nach Österreich zurückkehren, da der PCR-Test endlich negativ war.

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