Bio-Taschen & Co.

Handel sucht Alternativen zum Plastiksackerl

Österreich
13.02.2011 09:25
Der Kampf gegen das Plastiksackerl hat begonnen: Nachdem Kritik von Umweltorganisationen in den vergangenen Wochen laut geworden ist, sucht auch der Handel nach Alternativen. Die perfekte Idee war bisher noch nicht darunter - auch wenn der Kunde nun zumindest zwischen Pfandtaschen, Bio-Sackerl oder "Longlifebags" wählen kann.

Die Frage "Wollen Sie ein Gratissackerl?" wird man in den dm-Drogerien so bald nicht mehr hören. Stattdessen können Kunden, die auf das Sackerl verzichten, Bonuspunkte sammeln. Das Unternehmen wolle Konsumenten für den Verzicht sensibilisieren, erklärte dm-Pressesprecher Stefan Ornig. Sehr geholfen habe dabei die mediale Diskussion, angeregt durch das seit heuer geltende Plastiksackerl-Verbot in Italien.

Seit Mai vergangenen Jahres verleiht dm gegen eine Pfandgebühr von einem Euro Stofftaschen, womit 2010 laut dem Unternehmen zehn Prozent der Plastiksackerl eingespart werden konnten. Heuer sei die Nachfrage nach diesen Pfandtaschen so groß, dass der Drogeriemarkt mit der Produktion nicht mehr nachkomme. Deshalb werden in den nächsten Wochen "unbedruckte, nackerte Baumwollsackerl" ausgegeben, so Ornig.

Im Jänner seien pro Tag so viele Pfandtaschen ausgegeben worden, wie im Jahr davor in einem ganzen Monat. Mit der seit Anfang Februar laufenden Aktion "Ökopunkte statt Einwegsackerl" habe dm alleine in der ersten Woche rund 130.000 Plastiktaschen eingespart.

Spar weitet Bioplastiksackerl-Angebot aus
Der Lebensmittelkonzern Spar setzt seit 2007 auf Bio-Plastiktaschen. Bisher nur beim Interspar erhältlich, sollen die kompostierbaren Sackerln demnächst an den Kassen von Spar, Eurospar und Spar Gourmet verfügbar sein, sagte Sprecherin Nicole Berkmann. Ein Viertel aller Tragetaschen bestehe mittlerweile aus umweltfreundlich verrottbarem Bioplastik. Bei den Bio-Sackerln ersetzt Kartoffelstärke aus Europa den Plastik-Rohstoff.

Daneben werden sogenannte "Longlifebags" angeboten: Taschen aus Baumwolle oder anderem Gewebe, die auf mehrmalige Verwendung ausgerichtet sind. "Die umweltfreundlichste Alternative wäre der eigene Einkaufskorb, der lässt sich aber nicht zusammenklappen", so Berkmann.

Alternativen auch für den "Knotenbeutel" gesucht
Derzeit arbeitet Spar an Alternativen für den "Knotenbeutel" - die kleinen, durchsichtigen Gratissackerln in der Gemüse- und Obstabteilung. Papier statt Plastik sei deshalb nicht möglich, weil der Inhalt für die Verkäufer an der Kassa auf einen Blick sichtbar sein muss. Ab März testet Spar, ob milchige Bio-Sackerl die Plastik-Knotenbeutel dennoch ersetzen können.

Die Handelskette Rewe (unter anderem Billa, Merkur, Penny) setzt auf Wahlmöglichkeit der Kunden, wie Pressesprecherin Corinna Tinkler sagte: "Der Kunde soll zwischen Plastiksackerl, Kartoffelstärkesackerl, die es in den Billa-Filialen gibt, oder Papiersackerl wählen können." Alternativen zum kostenlosen Knotenbeutel gebe es nicht. Zum Plastiksackerl-Verbot in Italien bemerkte Tinkler, dass die Länder mit ihren unterschiedlichen Sammel- und Verwertungssystemen nicht miteinander vergleichbar seien.

Recycling-Sackerl für H&M "beste Alternative"
Für den Textilkonzern H&M sind Sackerln aus 100 Prozent recyceltem Plastik die "beste Alternative" zur Kunststofftasche. Einzig in Ländern mit Plastiksackerl-Verbot wird die Kleidung in Papier gepackt. Papiertaschen hätten jedoch einen Nachteil, hieß es in einer schriftlichen Stellungnahme von Kerstin Binder: "Die Umweltbelastung durch den Transport reduziert sich bei Plastiktaschen wegen ihres niedrigen Gewichts, im Vergleich zur Papierversion." Darüber hinaus finden sich in den H&M-Filialen wiederverwendbare Stofftaschen wieder.

Papiertaschen laut feibra zu groß
Auch die Werbemittelverteiler feibra wollen auf Plastik nicht verzichten und setzen ebenfalls auf recyceltes Material, wie Marketingleiter Michael Seidl sagte. Papiertaschen hätten ein zu großes Volumen, was beim Verteilen Schwierigkeiten bereite, und andere Plastikalternativen seien zu teuer.

Jährlich bis zu 350 Millionen Plastiksackerl in Österreich
Der Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 zufolge werden in österreichischen Geschäften jährlich bis zu 350 Millionen Plastiksackerl an die Kunden abgegeben. "Die meisten davon werden im Schnitt weniger als eine halbe Stunde lang benutzt, um dann im besten Fall auf Deponien zu enden, wo sie 100 bis 400 Jahre liegen bleiben", so Sprecher Jens Karg.

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