Bestäubungs-Strategie

Pfeifenwinde lockt Sargfliegen mit Todesgeruch an

Wissenschaft
14.06.2021 11:34

Eine bisher unbekannte Bestäubungsstrategie bei Pflanzen haben österreichische Forscher entdeckt. Sie fanden heraus, dass die nur in Griechenland vorkommende Pfeifenwindenart „Aristolochia microstoma“ einen Geruch produziert, der an verwesende Insekten erinnert. Sie lockt damit Buckelfliegen - auf Englisch „coffin flies“ (Sargfliegen) - in ihre Blütenfalle, wo sie dann zur Bestäubung gezwungen werden.

Die mehr als 500 Arten der Pflanzengattung der Pfeifenblumen (Aristolochia) gelten als Meister der Täuschung. Von vielen Arten ist bekannt, dass sie einen Brutplatz vorgaukeln und „zum Beispiel den Geruch von Aas oder Fäkalien von Säugetieren, verrottenden Pflanzen oder Pilzen imitieren“, erklärte Erstautor Thomas Rupp, Doktorand an der Uni Salzburg gegenüber der APA. Das lockt bestimmte Fliegen an, die dort ihre Eier ablegen.

Die Forscher rund um Rupp, die unter anderem in Salzburg und Graz tätig sind, haben in der aktuellen Studie, die im Fachjournal „Frontiers in Ecology and Evolution“ veröffentlicht wurde, die Bestäubungsstrategie der Art „Aristolochia microstoma“ untersucht. Deren Blüten verströmen einen unangenehmen, aasähnlichen Geruch, den auch Menschen wahrnehmen können.

Geruch nach Verwesung trickst Bestäuber aus
Den Analysen zufolge geben die Blüten dieser Pflanzenart eine ungewöhnliche Mischung von flüchtigen Stoffen ab. Konkret enthält der Duft ein Molekül, das weder in Wirbeltierkadavern noch in Fäkalien vorkommt, wohl aber in toten Käfern. Die Forscher gehen davon aus, dass dies der erste bekannte Fall einer Blume ist, die Bestäuber austrickst, indem sie eher nach verwesenden Insekten als nach Wirbeltier-Aas riecht.

Auf der Suche nach Insektenleichen
Fliegen aus der Gattung Megaselia werden genau von solchen Gerüchen angelockt, wenn sie nach Insektenleichen suchen, um ihre Eier darin abzulegen. Sobald sie in eine Blüte eindringen, werden sie von nach unten gerichteten Haaren zu einem kleinen Raum mit den Geschlechtsorganen der Pflanze geleitet.

Durch die Haare in der Blüte gefangen, lagern sie mitgebrachten Pollen auf den weiblichen Organen ab. Dann reifen die Staubgefäße und setzen eigene Pollen frei, die an der Fliege haften bleiben. Sobald die Haare, die den Ausgang blockieren, verwelken, können die Bestäuber wieder entkommen.

Fliegen bleiben tagelang gefangen
Wie lange die Fliegen in Blüten von „Aristolochia microstoma“ gefangen sind, haben die Wissenschafter noch nicht untersucht. „In verwandten Arten in Spanien dauert die weibliche Blütenphase zwischen drei und sechs Tage lang - je nachdem, zu welchem Zeitpunkt eine Fliege dann in die Blüte hineingeht, wäre dies die maximale Dauer der Gefangenschaft“, erklärte Rupp gegenüber der APA. Er geht davon aus, dass die Fliegen auch in der untersuchten Art für etwa diese Zeitspanne, mindestens aber einen Tag, gefangen bleiben.

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