Nachfolge gesucht

Endloser Streit um Trafik: „Bricht mein Herz“

Wien
16.06.2021 06:00

Es ist ein langwieriger Streit, der an den Nerven beider beteiligter Parteien zehrt: Auf der einen Seite steht der frisch pensionierte und schwer kranke Wiener Franz Kogler (64), der händeringend nach einer Nachfolge für seine Trafik im Bezirk Döbling sucht. Auf der anderen Seite gibt es die Monopolverwaltung, die für die Trafik-Vergabe zuständig ist und eigentlich das gleiche Ziel wie Kogler verfolgt. Und dennoch ist keine Lösung in Sicht.

Bereits im Jahr 2018 gab Kogler bekannt, möglichst bald in Pension gehen zu wollen. Seither zieht sich die Suche nach einer passenden Nachfolge für die Trafik in der Krottenbachstraße für alle Beteiligten unangenehm in die Länge. Während Kogler die Monopolverwaltung dafür verantwortlich macht, beteuert diese wiederum, dass es schlicht noch keine passenden Bewerber gebe. „Uns tut das wirklich unheimlich leid, dass es so lange dauert“, betont Hannes Hofer, Geschäftsführer der Monopolverwaltung.

Zitat Icon

Wir können nicht tun und machen, was wir wollen. Wir müssen uns an das Tabakmonopolgesetz halten.

Hannes Hofer

Laut Hofer gab es bereits zwei öffentliche Ausschreibungen, kaum einer der Bewerber habe jedoch die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt. Dazu zählt etwa das gesetzliche Vorzugsrecht für Personen mit einer Behinderung von mindestens 50 Prozent und Inhaber eines Opferausweises.

Kogler wiederum behauptet, dass es längst eine geeignete und darüber hinaus zahlungswillige Nachfolgerin für die Trafik gegeben hätte, die Monopolverwaltung sich aber gegen die Frau entschieden habe. „Das stimmt so nicht. Die Bewerberin hätte den Zuschlag bekommen, sie entschied sich letztlich aber selbst für eine andere Trafik“, so Hofer.

„Das bricht mir das Herz“
Die Möglichkeit, einem anderen Trafikanten sein Geschäft interimistisch zu übertragen, habe Kogler ebenfalls ausgeschlagen. „Das ist nicht wahr, mir wurde nie ein interimistischer Nachfolger vorgeschlagen“, ist der 64-Jährige empört.

Kogler schloss mittlerweile die Trafik und entließ seine vier Angestellten: „Das bricht mir das Herz“, so der Schwerkranke, der dringend das Geld aus der Trafik-Ablöse für medizinische Behandlungen benötigt.

Zitat Icon

Ich möchte doch nur ein wirklich gut gehendes Geschäft weitergeben. Wir hatten 400 Kunden pro Tag.

Franz Kogler

Verzweifelter Brief an Bundeskanzler
In seiner Verzweiflung wendet er sich jetzt in einem umfangreichen Brief, der krone.at vorliegt, an Bundeskanzler Sebastian Kurz. „Diese Vorgangsweise, wie man hier als Behinderter von Beamten der österreichischen Monopolverwaltung behandelt wird, hätte ich in einer liberalen Gesellschaft wie in Österreich nie für möglich gehalten!“, schreibt sich der Wiener seine Wut von der Seele.

Hofer zeigt Verständnis: „Ich weiß, dass es Herrn Kogler nicht gut geht. Wir bemühen uns wirklich sehr um eine Nachfolge. Wirklich niemand will diese Trafik schließen.“

Haben Sie Interesse an der Trafik in der Krottenbachstraße 173 und erfüllen Sie die Voraussetzungen für eine Übernahme? Dann bewerben Sie sich bei der Monopolverwaltung!

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele