„Raus aus der Lagune!“

Kreuzfahrtschiff legte unter Protest in Venedig ab

Ausland
05.06.2021 17:19

Unter lautstarken Protesten hat am Samstag nach gut eineinhalb Jahren wieder ein großes Kreuzfahrtschiff in Venedig abgelegt. In kleinen Booten auf dem Wasser, mit Fahnen und Spruchbändern passten die Demonstranten den Kreuzer ab. „Große Schiffe raus aus der Lagune“, skandierten die Menschen. Die Bewegung „No Grandi Navi“ (Keine großen Schiffe) hatte bereits Anfang der Woche zu den Protesten aufgerufen.

Für Ärger hatte die Route des zur Mittelmeerkreuzfahrt aufgebrochenen Schiffes durch die Lagune gesorgt. Genau da wollen die Kreuzfahrt-Gegner die Schiffe nicht mehr haben. „Das hätte ein April-Scherz sein können“, schrieben „No Grandi Navi“ in ihrer Protest-Ankündigung mit Bezug auf ein Regelung, die am 1. April in Kraft trat. Darin veranlasste die Regierung in Rom einen Ideenwettbewerb, um Lösungsvorschläge für eine Anlegestelle außerhalb der Lagune zu sammeln. Konkrete Pläne liegen bisher noch nicht vor.

Dass es in Venedig schon jetzt mit den Kreuzfahrten wieder losgeht, überraschte auch den Kreuzfahrtverband Clia. Nach den Millionenverlusten in der Industrie sei das ein positives Zeichen, sagte der Italien-Chef des Verbands, Francesco Galietti. Im Streit um die Fahrt durch die Lagune und die Suche nach einer neuen Anlegestelle verlange die Clia eine stabile Lösung, hieß es.

Die Kreuzfahrtindustrie ist von der Pandemie hart getroffen. Zwischen Mitte März und September vergangenen Jahres machte sie dem Verband nach Verluste von rund 77 Milliarden Dollar, 518.000 Jobs wurden abgebaut. In Venedig hatte über Monate kein großes Kreuzfahrtschiff angelegt.

„Fehlen von Respekt gegenüber Weltkulturerbe“
Die gemeinnützige Organisation Venetian Heritage hatte anlässlich der Rückkehr der Luxusschiffe einen Brief aufgesetzt. „Stop für den Verkehr großer Schiffe in der Lagune“, hieß es in dem Schreiben, das auf den 1. Juni datiert ist. Die Initiatoren klagten über das „absolute Fehlen von Respekt gegenüber einem der wichtigsten Weltkulturerbe“. Es brauche ein Gesetz, damit die kulturelle Identität der Stadt gewahrt bleibe.

Neben Rolling-Stones-Sänger Mick Jagger unterstützten auch Schauspielerin Tilda Swinton und Regisseur James Ivory die zehn Punkte des Papiers. Die Promis kritisierten unter anderem auch das Ungleichgewicht in der Stadt zwischen Bewohnern und Touristen. Sie forderten, die Regeln für das Vermieten von Wohnungen an Urlauber zu verschärfen und die Massen an Touristen besser zu organisieren.

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