Experten alarmiert

Türkisches Marmarameer erstickt in Algenschleim

Wissenschaft
04.06.2021 09:46

Das türkische Marmarameer ist von einer durch Algen ausgelösten Schleimplage befallen. Es stehe unter hohem Stress, sagt Bayram Öztürk, Biologe bei der Türkischen Stiftung für Meeresforschung und Professor an der Universität Istanbul. Der Höhepunkt sei trotzdem „noch nicht erreicht“. Öztürk, der schon seit den 1980er-Jahren vor dem Meeresschleim warnt, und weitere Experten fordern ein rasches Eingreifen.

Der Schleim ist Ausscheidungsprodukt mancher Algen und treibt an der Meeresoberfläche, aber auch darunter. Er setzt sich über kurz oder lang am Meeresboden ab. Die Algen vermehren sich etwa durch höhere Temperaturen, sagt Ekin Akoglu, ein Meeresbiologe an der türkischen Odtü-Universität. Begünstigt würde die Schleimbildung auch durch unbehandeltes Abwasser, das direkt ins Meer abgelassen wird. Die Küste des Binnenmeeres ist dicht besiedelt. An ihr liegen neben der 16-Millionen-Metropole Istanbul etwa Großstädte wie Bursa.

Schleim schädigt Tourismus, Fischerei und Natur
Durch den Schleim fällt nicht nur das Baden aus. Fischer können ihre Netze nicht auswerfen, weil die entweder kaputtgehen oder zumindest stark verschmutzt und unbrauchbar werden. Negative Folgen habe der Schleim vor allem für Organismen, die auf dem Meeresboden leben - wie etwa Muscheln, deren Wachstum verlangsamt wird, wenn sie unter einer Schleimschicht liegen, so Akoglu.

Auch weiche Korallen könnten von Schleim bedeckt nicht ihrer eigentlichen Aufgabe nachkommen, nämlich das Wasser zu filtern. Auf lange Sicht sei besonders der negative Einfluss auf das Zooplankton, von dem sich viele Fische ernähren, fatal. Nimmt dessen Menge ab, würden auch die Fischpopulationen weniger. Öztürk warnt sogar vor einem Massensterben der Meereslebewesen. Auch im nordägäischen Meer und im westlichen Schwarzen Meer breite sich der Schleim aus, sagt er.

Regierung in Ankara kündigt Aktionsplan an
Auch der türkischen Regierung ist das Problem mit dem Schleim bewusst. Ein Aktionsplan wurde angekündigt. Von dem hält Öztürk allerdings wenig. Schon in der Vergangenheit habe es diese Ankündigungen gegeben. Nun brauche es schnelle und klare Schritte. Kurzfristig könne man den Schleim etwa mechanisch entfernen, sagt Akoglu. Auf lange Sicht brauche es neben einer globalen Klimapolitik, die dem Temperaturanstieg entgegenwirke, eine bessere Verarbeitung von Abwasser in der Türkei. Öztürk fordert zudem ausgewiesene Schutzzonen, durch die sich das Meer und seine Bewohner erholen könnten sowie mehr Forschung, um dem Problem auf den Grund zu gehen.

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