27.05.2021 06:00 |

Das Pannen-Protokoll

AKW Krsko schrammte knapp an Katastrophen vorbei

Die Liste der dramatischen Störfälle im Schrott-AKW ist lang: Seit 2008 wurden fünf gravierende Zwischenfälle in Krško dokumentiert - und je älter der Reaktor wird, desto größer wird auch das Risiko. Die Umweltprüfung sollte auch diese „Überalterung“ in den Fokus nehmen - eine Verlängerung wäre hochriskant.

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Der „Krone“ liegt eine Liste der dramatischen Beinahe-Katastrophen im slowenischen Nuklearreaktor vor. Seit den 2000er-Jahren - hier lief das AKW bereits zwei Jahrzehnte auf Hochtouren - häufen sich die Zwischenfälle im 80 Kilometer von der steirischen Grenze entfernten Krško:

2008: Es kommt zu einem Verlust von Kühlmittel im Kernstück des Reaktors. Das radioaktiv belastete Wasser kann gerade noch aufgefangen werden.

2012: Aufgrund eines Hochwassers verstopfen Laub und Schlamm, die in die Kühlwasserzuleitung gelangt sind, die Filter der Kühlpumpen. Es folgt eine Notabschaltung des Reaktors. „Das ist wie die Vollbremsung eines schwer beladenen, uralten und dahin rasenden Lastwagens auf der Autobahn. Wenn man Glück hat, halten die Bremsen“, zieht Reinhard Uhrig, Anti-Atom-Experte von Global 2000 einen drastischen Vergleich.

2013: Das AKW wird abgeschaltet, weil ein Isolationsventil an der Hauptdampfleitung versagt. „Ein mechanischer Fehler an einem der wichtigsten Ventile im sogenannten Sekundärkreislauf des Reaktors kann ziemlich böse ausgehen“, so Uhrig.

2013: Beim Transport eines Brennelements aus dem Reaktorkern in das Abklingbecken (dieser Gebäudeteil lässt sich mit einem riesigen Swimmingpool vergleichen) bricht ein 0,5 Meter langes Teil ab und sinkt auf den Boden des Nasslagers. Fünf der 121 Brennelemente sind beschädigt oder lecken und müssen ersetzt werden.

2017: Im Atomkraftwerk tritt Dampf aus, wieder drehen die Techniker in höchster Not den Reaktor ab.

„Je älter, desto anfälliger werden Atomkraftwerke, wie jedes andere technische Gerät auch. Besonders kritisch aber sind Störungen im Kern-Bereich, der wegen der extrem hohen radioaktiven Strahlung schwer oder gar nicht zugänglich ist - und daher auch nicht einfach repariert werden kann“, erklärt der Umweltaktivist.

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Krško muss so rasch wie möglich abgeschaltet werden. Das AKW ist eine lebensbedrohliche Gefahr für die Steirer!

Umweltlandesrätin Ursula Lackner

Schrottmeiler: Jedes weitere Jahr ein Risiko
Weil der Schrottmeiler bereits knapp 40 Jahre auf dem „Buckel“ hat und weitere 20 Jahre (wie geplant) nicht mehr „durchhält“, kämpft Global 2000 nun für das Aus von Krško.

„Seit unserem AKW-Lokalaugenschein mit der ,Krone‘ haben schon viele Hundert besorgte Österreicher unsere Petition unterschrieben - am Mittwoch ging es online richtig rund“, freut sich die Umweltorganisation. Jetzt bestehe die realistische Chance, die tickende Strahlenbombe im Zuge der Umweltprüfung abzuschalten - wenn auch die Politik für die Bevölkerung aufstehe.

Die steirische Umweltlandesrätin hat am Mittwoch jedenfalls die Petition unterschrieben: „Das AKW ist eine lebensbedrohliche Gefahr für die Zukunft unseres Landes“, findet Ursula Lackner deutliche Worte. Landesrat Hans Seitinger ergänzt: „Krško ist eine akute Bedrohung für unsere Versorgungssicherheit!“

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