Innovative Ideen

Hightech-Pionier ist mit Weltneuheit zurück

Vorarlberg
28.04.2021 13:55

25 Prozent Auftragsrückgang. Kurzarbeit. Die Pandemie versetzte dem erfolgsverwöhnten Unternehmen „1zu1 Prototypen GmbH & Co“ schmerzhafte Stiche. Doch im 25. Jahr des Bestehens meldet sich der Hightech-Pionier mit dem Einsatz von Weltneuheiten zurück.

Nicht nur Gipfel werden erstürmt, auch Täler werden durchschritten: „Bereits als wir 1996 gestartet sind, haben wir gezittert. 2,1 Millionen Schilling Kredit und ein hohes Risiko - dem standen jedoch ein gutes Konzept und unser Pioniergeist gegenüber“, erzählt Wolfgang Humml, einer der beiden 1zu1-Geschäftsführer.

Offensive statt Sparstrumpf
Die Unsicherheiten in der Gründerphase sind jedoch nicht mit dem Schock zu vergleichen, den das Coronajahr 2020 mit sich brachte: Nach einem umsatzstarken Jahr (rund 17 Millionen Euro) wurde man plötzlich in einen Zustand der Lethargie versetzt. „Aber mit Jänner 2021 haben wir zu unserem Pioniergeist zurückgefunden. Wir erkannten, dass wir uns selbst motivieren müssen, um der Krise Einhalt zu gebieten.“ Statt zu sparen, geht man ganz bewusst in die Offensive: „Wir werden 2021 unsere Investitionen verdoppeln.“ Grund zum Optimismus geben auch zwei Weltneuheiten: Zum einen zwei neue Lasersinter-Hochleistungsdrucker für die 3D-Druck-Serienfertigung von Kunststoffteilen, zum anderen eine Lasersinteranlage für kleinste Bauteile.

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Aber mit Jänner 2021 haben wir zu unserem Pioniergeist zurückgefunden. Wir erkannten, dass wir uns selbst motivieren müssen, um der Krise Einhalt zu gebieten

Wolfgang Humml

Mut zum Start
Die Gründer vieler bis heute erfolgreicher Vorarlberger Unternehmen starteten in Keller- oder Garagenräumen. Die Geschichte der „1zu1 Prototypen GmbH & Co.“ begann ebenso abenteuerlich - in einem Rohbau in Dornbirn. Vielleicht liegen hier die Wurzeln für den Elan der „Väter“ des Prototypenbaus: Wolfgang Humml und Hannes Hämmerle fassten 1996 Mut und gründeten die „HTS Humml und Hämmerle Tooling Service GmbH“, die sie 2002 in „1zu1 Prototypen“ umbenannten. Am Beginn standen eine Betriebsfläche von 250 Quadratmetern, zwei Mitarbeiter und zwei Vakuumgießanlagen. Beide Gründer sind leidenschaftliche Techniker, die mit eigenen Innovationen der Zukunft entgegenlaufen wollen. „Ich bin zu 80 Prozent Techniker, habe Wirtschaftsinformatik studiert. Hannes Hämmerle hat die HTL absolviert und später betriebswirtschaftliche Ausbildungen nachgeholt“, erzählt Humml. Zündender Funke für den Start in die Selbstständigkeit sei der Kauf einer der ersten Stereolithographie-Anlagen in Vorarlberg gewesen.

Offen für Neues
Die beiden Pioniere hatten sich bereits 1990 bei ihrem früheren Arbeitgeber mit dieser neuartigen Technologie auseinandergesetzt und sich sogleich dafür begeistert. „Wir hatten das Glück, unter den Fittichen eines ausgezeichneten Lehrmeisters zu lernen, der mit viel technologischer Weitsicht agierte“, erinnert sich Humml an die beruflichen Anfänge. Kaum zu glauben: Der Begriff Digitalisierung war bereits in seiner Lehrzeit ein Thema.
1996 ging’s schließlich in die Selbstständigkeit. Das geplante Betriebsgebäude in der Dornbirner Färbergasse war nicht bezugsfertig. Auf Biertischen und Rigips-Platten stellten Wolfgang Humml und Hannes Hämmerle ihre Maschinen auf. Zunächst fertigten sie ausschließlich Vakuumteile aus Kunststoff, sehr schnell wurden die wichtigsten 3D-Druckverfahren genutzt. Rasch gelang es, Spritzguss-Teile bei Bedarf in Reinraum-Qualität herzustellen. Humml und Hämmerle hatten sich somit als Hightech-Pioniere platziert.

Visionen und Elan
Zum 20-Jahr-Jubiläum 2016 zählte „1zu1 Prototypen“ 150 Mitarbeiter. Das Hightech-Unternehmen ist damals bereits europaweit tätig, zu den Kunden zählen Konzerne wie „Playmobil“, „MTU Aero Engines“ oder „Roche Diagnostics“. Auf der „Produktionskarte“ stehen u. a. Skelettteile für einen menschenähnlichen Roboter, Bauteile für ein Mondfahrzeug und Motorenteile für die Formel 1.
Heuer, ein Vierteljahrhundert nach der Gründung, blicken Humml und Hämmerle immer noch mit dem gleichen Enthusiasmus auf ihr Werk, von Stillstand keine Spur. Das Unternehmen ist mehrfach ausgezeichnet worden - unter anderem mit dem „German Brand Award“ (2018), mit dem Preis der Hans-Huber-Stiftung für die Förderung des Berufsnachwuchses (2014) sowie für seine hervorragende Lehrlingsausbildung. Seit 2005 steht die Lehrlingsquote auf 20 Prozent.

Verschiebung der Geschäftsfelder
Groß geworden ist „1zu1“ also mit der Fertigung von Prototypen aus Kunststoff und Metall für die unterschiedlichsten Branchen. Das hat sich über die Jahre ein wenig verändert: „Der Anteil der Prototypenfertigung lag anfangs bei 100 Prozent, 2013 bei 80. 2018 waren es noch 50 Prozent“, berichtet Humml. Durch die rasante Entwicklung der Herstellungsverfahren hat der Bedarf an Kleinserien- und Serien-Produktion in den vergangenen Jahren stark zugelegt, der Umsatz wuchs enorm, teils um zehn Prozent pro Jahr. Auf die Verschiebungen zwischen den Geschäftsfeldern reagierten die Unternehmer schnell und vorausschauend. Sie haben es geschafft, nicht nur neue Prototyping-Verfahren zu entwickeln, sondern diese auch für die Herstellung von Kleinserien und Serien zu nutzen - ein wirtschaftlicher Mehrwert.

Immer kritisch sein
Der Erfolg hat viele Komponenten. Dazu gehören laut Humml: „Zwei Geschäftsführer, die auf der gleichen Welle schwimmen, deren Fähigkeiten sich ergänzen. Und das natürlich auf der Basis einer fundierten Ausbildung und Risikobereitschaft. Hannes und ich sitzen auch nach 25 Jahren noch in einem Büro, coachen uns gegenseitig.“
Wichtig sei zudem, neue Ideen und Technologien zu prüfen, diesen aufgeschlossen gegenüber zu stehen. „Und nicht zuletzt muss das eigene Tun und Handeln immer wieder kritisch hinterfragt werden“, merkt der Geschäftsführer an. Von zentraler Bedeutung sei es allerdings auch, ein gutes Arbeitsumfeld zu schaffen, das Innovationen der Mitarbeiter fördert. Das Angebot reicht von der eigenen Kantine mit gesunder Ernährung über Betriebspensionen bis hin zu gemeinsamen Freizeitaktivitäten wie Lauf- oder Rückentraining und Mountainbiken. Zu beachten ist laut Humml zudem: „Jedes Kundenprojekt ist einzigartig, hat eigene Anforderungen und Abläufe. Wir verstehen uns als Hightech-Tüftler, ständig auf der Suche nach der optimalen Lösung“, setzt er die Latte hoch.
Neugründern gibt er vor allem folgende Ratschläge mit auf den Weg: „Gute Ideen bedürfen der Menschen, die diese brauchen. Also: keine Gründung ohne Kunden. Und: Bei Misserfolgen nicht aufgeben.“

Heidrun Joachim

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