Zweimal wurde vergangene Woche eine Handgranate aus dem Zweiten Weltkrieg in Tirol entdeckt. Fundorte waren ein Garten in Wörgl und ein Waldstück am Thierberg in Kufstein. Wie oft gibt es derartige Funde im „Heiligen Land“? Die „Krone“ fragte beim Entminungsdienst des Österreichischen Bundesheeres nach.
Und hat Auskunft von Wolfgang Korner, dem Leiter des Entminungsdienstes bekommen. Demnach wurden „im laufenden Jahr in Tirol bereits elf Kriegsrelikte geborgen“. Österreichweit musste der Entminungsdienst schon zu 310 Einsätzen ausrücken und in Summe knapp acht Tonnen an kriegerischem Material bergen. Die Tätigkeiten des Dienstes – kurz EMD – umfassen Bergung, Identifizierung, Untersuchung, Entschärfung, Vernichtung an Ort und Stelle, Verbringung, Behandlung, Zwischenlagerung und Unschädlichmachung von Kriegsmaterial.
17 Mitarbeiter im Entminungsdienst
Im Bundesheer ist die Dienststelle übrigens noch recht jung. Erst mit 1. Jänner 2013 wurde sie in das Bundesministerium für Landesverteidigung integriert. Zuvor war sie beim Innenministerium angesiedelt. 17 Personen arbeiten im EMD. Die Hauptstelle befindet sich in Wien, Außenstellen gibt es in Graz und Hörsching (Oberösterreich).
Wie ein Blick auf die Statistik zeigt, wird in Tirol (inklusive Osttirol) im Bundesländervergleich relativ wenig an zerstörerischem Material geborgen.
Vier Tonnen in vier Jahren
In den vergangenen vier Jahren landete man jedes Mal auf Platz sieben in der Liste. Platz eins belegte stets Niederösterreich, wo es allein im Jahr 2020 exakt 603 Funde gab. In Summe wurden großzügig aufgerundet in Tirol vier Tonnen an Relikten geborgen. Im Detail betrachtet sieht das so aus:
„Fast immer sind es Handgranaten in Tirol“
Dabei „handelte es sich fast immer um Granaten“, sagt Korner. Diese werden von Experten der Polizei identifiziert. Sie kümmern sich auch um die Evakuierung umliegender Gebäude. Geborgen werden die Relikte „nur durch unsere Experten“, sagt der Leiter. Österreichweit handelt es sich bei den Funden neben Granaten um Fliegerbomben, Streubomben, Panzerfäuste, Anti-Personen-Minen, Munition und Sprengstoff.
Häufigste Fundorte in Innsbruck und Umland
Und wo wird am häufigsten Kriegsmaterial gefunden? „Überall dort, wo Kampfhandlungen stattgefunden, Kriegsmaterial gelagert oder nach Kriegsende unsachgemäß entsorgt wurde“, sagt Korner. Laut der jährlich erscheinenden Statistik beigefügten Landkarte, wo die Fundorte eingezeichnet sind, werden in Tirol in Innsbruck und Innsbruck-Land die meisten Funde gemeldet.
Bei Fund heißt es „Finger weg!“
Aktiv gesucht wird nach Kriegsrelikten nicht. „Das Personal fährt zu jenen Fundstellen, zu denen es von der jeweiligen Polizeidienststelle geschickt wird“, erklärt Korner. Auch der Zivilbevölkerung wird abgeraten, sich aktiv auf die Suche zu begeben. Wer etwas findet, für den gilt: „Keinesfalls berühren, sondern die Polizei rufen!“
Wie Verteidigungsministerin Klaudia Tanner versichert, „stehen die Spezialisten rund um die Uhr bereit, um Gefahren zu beseitigen, bevor Menschen zu Schaden kommen“.
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