Historisch gesehen

Prinz Philip: Der modernste der Royals

Adabei
11.04.2021 06:00

Warum Prinz Philip sprichwörtliche „Thronstütze“ der Queen war, wie er hinter den Kulissen die Monarchie in die Moderne geführt hat und warum der Herzog - trotz oder gerade wegen seines Mangels an „politischer Korrektheit“ - der modernste aller Royals war.

Anlässlich des Todes von Prinz Philip, Herzog von Edinburgh, fast 74 Jahre Ehemann der Queen, wurden am Samstag Salutschüsse in ganz Großbritannien, in Gibraltar und von allen Kriegsschiffen der Royal Navy abgefeuert. Warum so viel Ehre für einen Mann, der „nur“ Prinzgemahl war? Weil er eben nicht nur Ehemann einer regierenden Monarchin, sondern eine Klammer in jenem Land war, in dem er zwar nicht geboren wurde, dem er aber achtzig Jahre lang gedient hat: zuerst als Soldat, dann an der Seite seiner Königin.

Prinz Philips Leben war wirklich so „erstaunlich“, wie es sein ältester Sohn Prinz Charles in seiner ersten öffentlichen Reaktion auf den Tod seines Vaters angemerkt hat: Geboren als Mitglied der griechischen Königsfamilie, war Philip nichtsdestotrotz ein deutsch-dänischer Prinz - das Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg stellte die griechischen Könige - der fließend Deutsch, aber kaum Griechisch sprach.

Der starke Mann hinter der starken Frau
Aufgrund schwieriger politischer und familiärer Umstände verschlug es ihn in ein britisches Internat. Der bettelarme griechische Royal startete nach seiner Schulausbildung eine vielversprechende Karriere bei der Royal Navy, die aber zu Ende war, als seine Frau Elizabeth nach dem frühen Tod ihres Vaters Königin wurde. In den fünfziger Jahren die Karriere aufzugeben, um sprichwörtlich hinter seiner Frau zu trippeln und sich dafür von arroganten Höflingen verhöhnen zu lassen, musste ein Mann dieser Zeit erst einmal schaffen.

Die Rollenverteilung von Königin und Prinzgemahl mochte veraltet gewesen sein, die Beziehung der beiden war modern: Neben - wenn auch in protokollarischer Sicht stets hinter - der starken Frau stand der starke Mann, und gemeinsam haben sie alles überwunden und manchmal auch durchgestanden. Hinter den Kulissen modernisierte Philip hemdsärmelig die Monarchie. Mit ihm kam frischer Wind in den Palast. Er verpasste der „Firma“ einen neuen, offenen Umgang mit den Bürgern und den Medien. Als die Queen nach Jahrzehnten auf dem Thron von ihrem Mann als ihre wichtigste Stütze sprach, glaubte man ihr.

Aus einer unbedeutenden Position heraus - denn der Ehepartner eines regierenden Monarchen hat traditionell nur eine wichtige Aufgabe: sich dezent im Hintergrund zu halten - hat sich Prinz Philip durch seinen jahrzehntelangen Dienst für das Land einen Platz im Herzen der meisten Bürger geschaffen. Er schaffte es, bei allen Altersgruppen zu punkten. Für die Älteren verkörperte er die alten Werte der Kriegsgeneration: Pflichterfüllung, Opferbereitschaft, Selbstdisziplin. Die Jüngeren schätzten wiederum seine unverkrampfte Authentizität, denn Philip hob sich wohltuend von Generationen an Politikern, Meinungsbildnern und Stars ab: Von Imagepflege, PR-Inszenierungen und gut klingenden, aber leeren Worthülsen hielt er nichts. Dafür durfte man von ihm markige Aussagen und sehr viel Humor erwarten.

Ein offener und authentischer „Sir“
Warum ihm seine zahlreichen politisch inkorrekten Sager - vor denen auch seine Familie nie verschont blieb - nie zum Problem wurden? Weil dahinter nie Bosheit oder eine Abwertung des Gegenübers steckte, sondern warmherziger Humor. In vielen Dingen war der „Sir“, von dem sich die Briten gerade verabschieden, moderner, offener, authentischer als alle anderen Royals.

Der Herzog von Edinburgh wird übrigens kein pompöses Staatsbegräbnis erhalten - diesen seinen letzten Wunsch werde man erfüllen, ließ der Buckingham Palast wissen. Bis zum Tag seines Begräbnisses werden jedoch die Flaggen auf öffentlichen Gebäuden auf halbmast gesetzt. „Thank you Sir!“ - mit diesen Worten verabschiedeten sich Zeitungen, TV-Stationen, Institutionen, Kultureinrichtungen und Umweltorganisationen von Prinz Philip (1921-2021).

Dr. Martina Winkelhofer

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(Bild: kmm)



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