Archiv Diözese GUrk

Sie ist Herrin über mehr als 26.000 Handschriften

Kärnten
08.03.2021 11:06

12 Grad, 50 Prozent Luftfeuchtigkeit: Das brauchen die teils jahrhundertealten Schriften. Diese oft spannenden Details der Diözese Gurk wiederum braucht die neue Archivarin Veronika Polloczek.

„Ich freu’ mich, alles im Detail kennenlernen zu können!“ Veronika Polloczek strahlt, hat sie doch eine Arbeit, die auch ihre Leidenschaft ist: Die 33-Jährige ist Herrin über mehr als 26.000 Handschriften, gut 7500 Urkunden, Akten von Kardinal Salm, über den Papstbesuch 1988 in Gurk, Baurechnungen, Lohnlisten, Tausende Bücher aus allen Wissensgebieten, Sonntagspredigten, Sammlungen von Ansichtskarten und Andachtsbildern, die Domkapitelschriften, die Archive von Hunderten Kärntner Pfarren...

Interesse für Geschichtsforschung
„So lerne ich die Orte auf eine andere Art kennen und schaue nach, wo sie genau liegen“, verrät Veronika Polloczek, die ja im deutschen Landshut geboren wurde und in Wien studiert hat: Klassische Philologie, also Latein und Altgriechisch, die Literatur und Kultur der Antike. Wegen ihres Interesses für Geschichtsforschung hat sie zudem das Masterstudium für Archivwissenschaften abgeschlossen. „Seit Dezember bin ich im Diözesanarchiv in Klagenfurt, Dr. Tropper hat mir einiges gezeigt, aber ich habe noch viel zu entdecken.“ Denn das gesamte Haus in der Mariannengasse Nr. 6 ist voller alter Handschriften, Urkunden und Bücher.

Enorme Bedeutung
„Die älteste Handschrift beschäftigt sich mit Maßen, Gewichtseinheiten und der Zeitrechnung: Die Ostertermine von 1100 bis 1139 stehen da“, verrät die Archivarin, die der „Krone“ auch das kleinste Matrikenbuch präsentiert: ein Taufbuch aus Kolbnitz, das Geburten von 1687 bis 1704 auflistet. Die Pfarren fungierten bis 1938 als Standesämter, diese Matrikenbücher sind somit auch für Familienforscher von enormer Bedeutung. Mehr als 10.000 Bände sind über 1,25 Millionen Scans bereits auf der Internet-Plattform Matricula online abzurufen.

Geburtsbücher 100 Jahre gesperrt
„Wegen des Personenstandsgesetzes sind aber Geburtsbücher 100 Jahre gesperrt. Jetzt haben wir jene von 1921 freigegeben“, verrät Polloczek. Trauungen dürfen schon nach 75 Jahren, Sterbefälle nach 30 Jahren eingesehen werden. „Hier sieht man, dass einst uneheliche Geburten in der Anonymität der Stadt einfacher waren“, erklärt die Archivarin beim Taufbuch aus dem Klagenfurter Dom: Zahlreiche Mägde, Köchinnen, Fabriksarbeiterinnen stehen 1885 in der Spalte „Mutter“, „Vater“ blieb leer.

Schriften in Slowenisch
Von der Blatternepidemie im Jahr 1788 erzählt das „Sterbbuch“ aus Villach-St. Jakob: Im Alter von nur acht Monaten starb das jüngste Kind, viele wurden keine fünf Jahre alt. Ein großes, wunderschönes Siegel weist eine besondere Urkunde aus dem Jahr 1506 als echt aus: Kaiser Maximilian I. bekundet damit gegenüber Bischof Matthäus Lang die Rechte für das Bistum Gurk. Wenige Schriften sind in Slowenisch verfasst. „Ich lerne diese Sprache jetzt“, so Polloczek, die nun beginnt, Pfarrarchive zu durchforsten und zu ordnen und sich mit ihrem Team auf wissenschaftliche Anfragen freut.

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