Schwul, lesbisch, bi

185 Schauspieler outen sich im „SZ Magazin“

Adabei
05.02.2021 07:27

Es ist ein Aufschrei, der das Zeug zum Donnerhall hat. „Wir sind schon da“, schallt es vom Cover des „Süddeutsche Zeitung Magazin“. „Wir“, das sind 185 Schauspielerinnen und Schauspieler, die sich in dem Manifest als schwul, lesbisch, bisexuell, queer, nicht-binär und trans outen. Der Titel hat das Zeug, Geschichte zu schreiben. Allein schon, weil er optisch an den „Stern“-Titel mit den Fotos Dutzender Frauen und dem berühmten Zitat „Wir haben abgetrieben“ erinnert. Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem Godehard Giese, Mark Waschke, Maren Kroymann, Ulrich Matthes, Jaecki Schwarz und Mavie Hörbiger.

„Bisher konnten wir in unserem Beruf mit unserem Privatleben nicht offen umgehen, ohne dabei berufliche Konsequenzen zu fürchten“, heißt es in dem Beitrag im Magazin der „Süddeutschen Zeitung“. Im Interview fordern sechs der 185 Unterzeichner die Gesellschaft und die Filmbranche dazu auf, Diversität stärker sichtbar zu machen.

Für die queere Community könnte es ein Durchbruch sein im Kampf um Anerkennung und Gleichberechtigung. Wohl alle Unterzeichnerinnen und Unterzeichner von #actout, wie sie ihre Kampagne nennen, können eine Geschichte erzählen über offene oder zumindest versteckte Homophobie.

Keine Karohemden im „Tatort“
Ihr sei gesagt worden, „ich solle im Tatort nicht zu viele Karo-Hemden tragen“, erzählt TV-Kommissarin Karin Hanczewski im Interview mit fünf anderen Künstlerinnen und Künstlern dem „SZ Magazin“. Das entspricht dem homophoben Stereotyp einer lesbischen Frau, wie ihre Kollegin Eva Meckbach erklärt.

Und Mehmet Atesci, Mitglied des Wiener Burgtheaters und Gast am Berliner Gorki-Theater, berichtet: „Ich hatte sogar mal eine längere Affäre mit einem heute sehr bekannten Schauspieler, der immer im Moment, wo eine dritte Person dazukam, die auch eine Öffentlichkeit hat, anfing, mit einer Frau zu flirten oder begehrend über Frauen zu reden, damit man bloß nicht gesehen wird oder in die Richtung rutscht.“

Darf eine Lesbe keine Mutter spielen?
Homosexuellen Darstellern und Darstellerinnen werde oft nicht zugetraut, heterosexuelle Rollen authentisch zu spielen, berichtet Markus Ulrich, Sprecher des Lesben- und Schwulenverbands in Deutschland (LSVD), der dpa. Das hat auch Ulrike Folkerts erlebt, bekannt vor allem aus dem Ludwigshafener „Tatort“. Der Deutschen Presse-Agentur berichtet sie: „Ich wurde für eine Mutterrolle gecastet, aber als die Regisseurin erfuhr, dass ich lesbisch bin, hat sie mir abgesagt“, erzählt die 59-Jährige. „Das ist Diskriminierung. Natürlich kann ich eine Mutter spielen.“

Oft ist der Druck von außen groß. Selbst Agenten und Agentinnen rieten queeren Menschen, sich lieber nicht öffentlich zu outen - aus Angst, keine Hetero-Rollen mehr angeboten zu bekommen, erzählt Jenny Luca Renner, LGBT-Vertreterin im ZDF-Fernsehrat, der dpa. Auch deshalb haben einige Darstellerinnen und Darsteller abgelehnt, bei #actout mitzumachen - zumindest fürs Erste.

„Wird angenommen, man gehöre zur Norm“
So sind es vorerst 185 Menschen, die eine Debatte anstoßen. „Es wird immer angenommen, man gehöre zur Norm“, erzählt Godehard Giese („Babylon Berlin“). Dabei seien sie „mit unserer sexuellen Identität in der Öffentlichkeit nicht sichtbar“. Von vielen ist bekannt, dass sie lesbisch, schwul, trans oder bi sind. Andere outen sich zum ersten Mal. „Wir sind Schauspieler*innen. Wir müssen nicht sein, was wir spielen. Wir spielen, als wären wir es - das ist unser Beruf“, betonen sie in ihrem Manifest. Das gemeinsame Outing hat manchem geholfen, die Angst vor dem Karriereknick zu überwinden. „Die Kraft und den Schutz der Masse genutzt. Großartig“, kommentiert ZDF-Fernsehrätin Renner.

Doch bis zur völligen Akzeptanz ist es noch ein weiter Weg. Schauspieler André Eisermann („Kaspar Hauser“) betont, ein Teil der Gesellschaft habe noch immer ein Problem damit, wenn Menschen offen zu ihrer Homosexualität stehen. „Solange es solche Menschen gibt - leider auch in den ‘Fachkreisen‘ -, wird es nicht gleichgültig sein, ob jemand schwul oder lesbisch ist“, sagt er der dpa. Und TV-Kommissarin Folkerts beklagt eine falsche Toleranz. Heterosexuelle erhielten Preise für die Darstellung von Homosexuellen. „Da heißt es dann: Wie mutig! Und dass der oder die sich das traut“, sagt sie. „Ich bin ja auch nicht Polizistin, spiele aber eine Kommissarin.“

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(Bild: kmm)



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