„Debatte verfrüht“

Paris steht auf Bremse: Tauziehen um EU-Impfpass

Ausland
03.02.2021 06:00

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat seine anfängliche Beliebtheit längst verspielt. Jetzt versucht er zu retten, was noch zu retten ist, und hat - trotz steigender Infektionszahlen - einen dritten Lockdown, vorerst, abgesagt. Im Streit um einen europäischen Corona-Impfpass steht Frankreich jedoch stark auf der Bremse.

„Die Debatte über ein EU-Zertifikat ist verfrüht“, sagt Clément Beaune, Staatssekretär für europäische Angelegenheiten, beim Besuch von Ministerin Karoline Edtstadler in Paris. Beaune gilt als enger Vertrauter des französischen Präsidenten und als dessen Vordenker in europäischen Fragen. Auch wenn Edtstadler betont, dass „Österreich und Frankreich in vielen Dingen einer Meinung“ seien, ist es bei diesem Thema nicht der Fall. Vorreiter für ein EU-Zertifikat, mit dem Geimpfte in ganz Europa wieder frei reisen oder in Restaurants gehen können, ist Griechenland. Portugal hat sich sofort angeschlossen, auch Malta ist dafür, ebenso Slowenien, Polen, Dänemark und Estland. Und auch Österreich unterstützt den Vorstoß, jetzt sei der richtige Zeitpunkt dafür, so Ministerin Edtstadler.

AstraZeneca ist laut Macron „quasi unwirksam“
In Sachen Corona-Impfung kämpft Frankreich mit denselben Problemen wie Österreich. Es geht zu langsam, es regiert das Chaos. In den ersten fünf Tagen wurden gerade einmal 332 Personen geimpft, mittlerweile sind es knapp eineinhalb Millionen Menschen. Besonders schlecht ist derzeit das Verhältnis der - ohnehin liebsten Feinde - Frankreich und Großbritannien. Macron hat den schwedisch-britischen Impfstoff AstraZeneca als „quasi unwirksam“ für über 65-Jährige abgestempelt, und er hat die britische Impfstrategie, die zweite Injektion hinauszuzögern, scharf kritisiert.

Auf EU-Ebene wird, nachdem AstraZeneca bekannt gegeben hat, weniger Dosen als vereinbart in die Staaten der Europäischen Union zu liefern, gemunkelt, dass Großbritannien Impfstoff abzweigt. Die EU-Kommission reagiert mit einem Schwanken zwischen versuchter Beruhigung, höchster Besorgnis und einer Kampfansage an alle Pharmafirmen. Ein Dementi der Gerüchte oder eine klare Stellungnahme dazu ist in der EU aber nicht zu hören.

Doris Vettermann, Kronen Zeitung

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