„Absolut indiskutabel“

Außenministerium lässt Wien verdampfen - Kritik

Wien
24.01.2021 06:01

Wien kämpft sich - wie der Rest des Planeten - durch eine Pandemie mit unzähligen Toten. Und mitten in dieser Phase der Unsicherheit und des Leidens platzt eine Bombe. Im wahrsten Wortsinne: In einer Simulation lässt das Außenministerium Wien nach einer Atombombendetonation in einem gigantischen Feuersturm verdampfen. Jetzt hagelt es massive Kritik.

Wo jetzt der Stephansdom steht, bohrt sich ein kilometerhoher Atompilz in den Himmel. Nach dem verheerenden Anschlag sterben 230.000 Wiener sofort, eine halbe Million wird verletzt. Wenn Sie sich jetzt fragen, wie Ihnen dieser Vorfall entgehen konnte: Die Atomexplosion ist zum Glück nur eine Simulation. Des Islamischen Staats, um uns Angst einzujagen? Nein, des heimischen Außenministeriums!

Viele grausige Details
Zitiert wird im Video Außenminister Alexander Schallenberg von der ÖVP: „Mit dem Atomwaffenverbotsvertrag läuten wir den Anfang vom Ende dieser heimtückischen Waffen ein.“ Hintergrund laut Ministerium: „Wir wollen zeigen, dass die Bilder, die wir aus den Geschichtsbüchern von Hiroshima und Nagasaki kennen, leider nicht der Vergangenheit angehören.“

Und das Ministerium spart nicht mit Details: „Zwischen Unterem Belvedere und der Votivkirche sterben 90 Prozent aller Menschen. Zwischen dem Vienna International Centre und Schönbrunn erleiden die Menschen Verbrennungen dritten Grades, Amputationen werden notwendig.“

Ludwig: „Absolut indiskutabel
Für die meisten ist so eine Simulation am Höhepunkt der Pandemie ein bombastischer Unsinn. Bürgermeister Michael Ludwig beschreibt sie als „absolut indiskutabel“: „Wer mit Angst und Schrecken spielt, beweist, dass er jegliches Gespür für die Menschen verloren hat.“ Und weiter: „Jetzt ist nicht die Zeit, mit Atombomben Angst zu schüren, sondern sich um Impfdosen zu kümmern. Die Bundesregierung wäre gut beraten, sich mit aller Kraft der Bewältigung der Corona-Krise anzunehmen.“

Viel Kritik geerntet
Auch die Grünen, im Bund Koalitionspartner der ÖVP, sehen die Bilder skeptisch. Wiens Klubobmann David Ellensohn: „Das Video ist drastisch und es handelt sich um keinen glücklichen Zeitpunkt zur Veröffentlichung. Wichtiger ist mir aber das Inkrafttreten des Atomwaffenverbotsvertrags.“ FPÖ-Chef Dominik Nepp: „Das Geld dafür wäre besser bei den Opfern der Corona-Maßnahmen der Bundesregierung aufgehoben.“ Neos-Klubvorsitzende Bettina Emmerling: „Solche Schreckensbilder sind in Zeiten der Pandemie kein hilfreiches Signal!“

Die Bundes-SPÖ und -Neos kündigten am Samstag parlamentarische Anfragen an.

Michael Pommer und Philipp Wagner, Kronen Zeitung

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