„Wir konnten das nicht glauben!“ So beschrieb Josef Giefing den Moment, als er von Puchers Familie vom Ende der Bank erfahren hatte. Der Landwirt und frühere Bürgermeister in Krensdorf blickt auf 25 Jahre Geschäftsbeziehungen mit Pucher zurück. Giefing war Vorsitzender des Aufsichtsrates und an der Spitze der Genossenschaft. Pucher hat bestimmt, der Aufsichtsrat zugestimmt – so fielen Entscheidungen. Im Gremium saßen Mitglieder aus Landwirtschaft, Gewerbe, Handwerk – bankspezifische Ausbildung hatte keiner. „Wir hatten keinen Grund an Pucher zu zweifeln. Im Nachhinein weiß man mehr“, sagte Giefing. Auf die Frage zum Verdacht auf fingierte Sitzungsprotokolle gab er keine vollständige Antwort. Letzte Frage: „Haben Sie jemals nachgedacht, ob 3000 Euro brutto pro Monat für ein paar Sitzungen im Jahr gerechtfertigt sind?“ Antwort: „Es war Puchers Entscheidung. Er hat gesagt, das Geld steht mir zu!“
Ein Prestigeprojekt geplatzt ist für Unternehmer Richard Woschitz. Schon am 14. Juli, einen Tag vor der offiziellen Bankpleite, hat ihn eine Tochter von Pucher angerufen und gesagt, er müsse die Arbeit an dem Impulszentrum Mattersburg stoppen. Ein schwerer Schlag! „Die Mitteilung war kurz. Ich habe den Projektleiter und alle Beteiligten informiert“, erklärte Woschitz. Um 15.20 Uhr sei dazu ein Mail intern verschickt worden. Von der Schließung der Bank sei zu diesem Zeitpunkt noch keine Rede gewesen. Jetzt hofft der Unternehmer auf die Weiterführung des Projekts. „Gespräche mit dem Masseverwalter laufen“, so Woschitz.
„Wir machen eine eigene Bank!“ Das war der Plan in den 1990er-Jahren. Wegen nicht werthaltiger Kredite kam es zum Ausschluss aus dem Raiffeisenverband. Von einem Napoleon-Syndrom rund um die Filiale Schattendorf sprach der frühere Raiffeisen-Generaldirektor Julius Marhold im U-Ausschuss. Das Tätigkeitsgebiet war entgegen aller Regeln auf ganz Österreich ausgeweitet worden. „Das war Größenwahn.“
Karl Grammer, Kronen Zeitung
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