Skylink-Desaster

Kein Köpferollen am Flughafen nach acht Stunden Sitzung

Österreich
25.11.2010 00:17
Das erwartete Kopf- bzw. Köpferollen bei der Flughafen Wien AG wegen des Skylink-Debakels ist nach einem achstündigen Sitzungsmarathon des Aufsichtsrates Mittwochnacht ausgeblieben - zumindest vorerst. Entscheidungen wurden auf die nächste Sitzung am 15. Dezember vertagt, hieß es. "Es gibt eine Reihe von Punkten, die noch geklärt werden müssen, erst dann kann man im Gremium fundierte Entscheidungen treffen", meinte Aufsichtsrats-Chef Christoph Herbst.

Im Mittelpunkt der Sitzung des Kontrollgremiums am Flughafen Wien-Schwechat, die bis Mitternacht dauerte, stand der brisante, aber für die Öffentlichkeit noch geheime Rohbericht des Rechnungshofs über die teure Baustelle und die Entwicklungen am Airport. 

Herbst berichtete nach der Sitzung nur, dass sehr ausführlich der Rohbericht und dazu die Stellungnahmen des Vorstands behandelt wurden. Etliche Aufsichtsräte hätten überhaupt das erste Mal Informationen dazu vor sich gehabt. 

Herbst: Rohbericht zum Teil "verheerend"
Die Schlussfolgerungen der Aufsichtsräte für das Schicksal des Managements wurden allerdings auf die nächste Sitzung am 15. Dezember vertagt. Einiges, so Herbst, sei offen geblieben. Dazu brauche der Aufsichtsrat mehr Informationen. Zu welchen Themen die bisherigen Daten nicht ausreichten, sagte Herbst nicht. 

Herbst bekräftigte, dass der Rechnungshofbericht zum Teil "verheerend" sei. Bislang wurden daraus nur einzelne Aspekte bekannt, u.a. dass die Gesamtkosten an der Milliarde kratzen sollen, statt wie vom Flughafen stets behauptet bei 830 Millionen liegen. Über Konsequenzen, welcher Art auch immer, werde in der Aufsichtsratssitzung am 15. Dezember entschieden.

Köpferollen von Kaufmann abwärts erwartet
Allgemein war vor der Sitzung erwartet worden, dass Vorstandsprecher Herbert Kaufmann (mi.) gehen muss. SPÖ-nahe Kreise wollten mit ihm auch den VP-nahen Ernest Gabmann (li.) fallen sehen. Politisch gibt es einigen Wirbel um das Vorstands-Personal: Dass dem Vorstandschef Kaufmann der Abgang mit mindestens einer Millionenabfindung versüßt werden sollte, hat die Grünen zur Forderung nach abfertigungsloser Ablöse veranlasst. 

Die FPÖ forderte, die Abfertigungsansprüche Kaufmanns auf Eis zu legen, bis alle zivil- und strafrechtlichen Komponenten geklärt seien. Auch solle sich der Airport Schadenersatzansprüche vorbehalten.

Planungsfehler, Fehlverhalten und Polit-Einfluss
Ein erster Vorstands-Rausschmiss 2009, ein monatelanger Baustopp bis Anfang 2010 und zuletzt ein im September fertig gewordener vernichtender Rechnungshof-Rohbericht waren die bisherige Höhepunkten in der Aufarbeitung der Skylink-Affäre.

Bei Skylink wurden schon vor Baubeginn gravierende Mängel offenkundig. Der Rechnungshof-Rohbericht selbst liegt unter Verschluss, der Endbericht wird kurz vor Jahresende erwartet. Was bisher bekannt ist: Planungsfehler, explodierende Kosten von ursprüngliche 402 Millionen auf das Doppelte, Zweifel an der Wirtschaftlichkeit, Fehlverhalten der Airport-Verantwortlichen, Überforderung des Bau-Managements, Polit-Einfluss der Syndikatspartner Niederösterreich und Wien aufs Management. 

Der Flughafen-Vorstand hat sich bisher immer gegen die RH-Kritik verteidigt. Die Justiz ist nach zahlreichen Anzeigen und Sachverhaltsdarstellungen seit eineinhalb Jahren eingeschaltet.

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