Spenden-Aktion

72 Stunden ohne ein Dach über dem Kopf

Tirol
22.12.2020 11:00

Mit einem extremen Selbstversuch wollen Vereinsgründer Reinhold Happ und Freund Reinhard Sachsenmaier in Tirol auf Obdachlosigkeit aufmerksam machen und Spenden sammeln.

Ohne Geld, ohne Besitz und ohne Dach über dem Kopf ziehen Happ und Sachsenmaier - angezogen mit Sachen von der Kleiderausgabe - durch die Straßen Innsbrucks. Das Duo möchte 72 Stunden lang Obdachlosigkeit am eigenen Leib erfahren. Zwei Nächte verbringen sie im Freien, eine in der „Teestube“ des Vereins für Obdachlose - aber nur, wenn sie dort niemandem einen Platz wegnehmen.

Tiefschlaf Fehlanzeige
Nach dem Startschuss am Sonntagnachmittag machten Happ und Sachsenmaier am Abend einen Abstecher beim Vinzibus, für eine kostenlose warme Suppe und Tee. Danach stand schon die erste Nacht an - in der Altstadt suchten die beiden etwa eine Stunde lang nach einem dunklen und windgeschützten Platz.

„Was wir getan haben, ist eigentlich verboten - aber das wollten wir bewusst so machen, um zu sehen, wie die Polizei oder die MÜG mit uns umgehen würde“, erzählt Sachsenmaier. Zu einer Konfrontation kam es aber nicht.

Doch die Nacht war so schon nervenaufreibend genug, nicht nur wegen eisiger Temperaturen. Denn, wie Happ schildert, fehlt das Sicherheitsgefühl: „Zu Hause sperrt man halt die Türe zu. Wenn man auf der Straße liegt, kann jederzeit einfach jemand daherkommen.“ Zudem sorgte der Verkehr immer wieder für laute Geräusche, die das Einschlafen erschwerten. Eine erholsame Nachtruhe sieht jedenfalls anders aus.

Getuschel und Tipps
Tagsüber kamen die Reaktionen von Passanten zum Vorschein. „Man merkt, dass sie einem hinterhersehen und tuscheln“, empfindet Happ. Besser wurden die beiden von anderen Obdachlosen aufgenommen, die sie auch immer ehrlich über das Projekt informierten. Am Vinzibus wurden etwa Tipps über Schlafplätze und kostenlose Verpflegung ausgetauscht. „Die Möglichkeiten in Innsbruck sind wirklich sehr gut“, lobt Happ.

Ein einfaches Leben ist es deshalb noch nicht. Nur bei den Vereinen kann man sich ordentlich duschen. Selbst eine öffentliche Toilette sucht man oft vergebens, Corona erleichtert die Situation natürlich auch nicht.

„Flashmob“ für Spenden
„Wir möchten mit der Aktion wachrütteln und das Problem aufzeigen“, betont Sachsenmaier. Doch es geht auch darum, Spenden zu sammeln. Dazu wird am Mittwoch um 12 Uhr am Landhausplatz ein „Flashmob“ veranstaltet - es können Schlafsäcke, Isomatten und Geld gespendet werden. Die „Teestube“ erhält die Schlafsäcke, mit dem Geld werden sowohl Hygieneartikel als auch Spar-Gutscheine für obdachlose Frauen angeschafft, die der Verein DOWAS verteilt.

Wie Happ und Sachsenmaier derzeit am eigenen Leib erfahren, können ein guter Schlafsack oder Hygieneartikel für Menschen ohne Dach über dem Kopf einen großen Unterschied machen.

Spendenkonto: „Benefizverein Reini Happ und Freunde“, IBAN: AT18 3635 1000 0034 1560

Porträt von Mirjana Mihajlovic
Mirjana Mihajlovic
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