Spitäler am Limit

Dritte Corona-Welle wäre nicht zu verkraften

Österreich
11.12.2020 06:00

Der Trend stimmt, die Zahlen sinken - doch in den Spitälern wurde der Ausnahmezustand zur Dauerbelastung, das Personal ist am Limit. Für eine dritte Welle reichen die Kapazitäten nicht.

Die guten Nachrichten vorweg: Aktuell liegt der R-Faktor bei 0,82 – Infizierte stecken also weniger als eine weitere Person an. „Die Sieben-Tages-Inzidenz liegt bei 229, hat sich also deutlich halbiert“, erklärte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Das sei gut – aber nicht gut genug: „Wir brauchen einen Einser vorne“, so der Minister. Denn die positive Entwicklung schlägt sich, wie berichtet, erst mit Verspätung in den Spitälern nieder.

Vor allem, weil dort aktuell besonders schwere Fälle liegen und die Verweildauer in den Intensivstationen auf 19 (!) Tage anstieg, wie Herwig Ostermann, Geschäftsführer der Gesundheit Österreich, erklärte. Das Personal befindet sich also im Ausnahmezustand – und das seit Monaten. Zwar ist die Auslastung auf den Intensivstationen auf 610 Betten gesunken, aber „die Schwere und Intensität der Aufgabe hat sich nicht reduziert“, so Anschober. Auch weil verschobene Operationen nachgeholt werden müssen.

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Die größte Sorge ist die Entwicklung der Zahlen über die Feiertage. Die nächsten vier Wochen sind vielleicht die wichtigsten in der ganzen Pandemie.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne)

„Die Erschöpfung beim Personal wird kommen“
Es gebe Grenzen des Systems und der Belastbarkeit, sagt auch Pflegedirektorin Sabine Pammer vom Kepler Universitätsklinikum Linz. Die Arbeit sei nicht nur körperlich sehr erschöpfend, sondern auch psychisch – „Menschen mit Luftnot zu sehen, das macht etwas mit einem“, sagt Pammer und erzählt von einem besonders drastischen Fall: Vergangene Woche musste man im Haus eine eigene Mitarbeiterin begleiten, die an Covid erkrankt und schließlich daran gestorben ist.

Wenn noch länger an dieser Belastungsgrenze gearbeitet werde, „dann werden wir einen Erschöpfungszustand erreichen“, so Pammer. Man müsse also die Zeit bis zu den Impfungen überbrücken, sagte auch Primar Bernd Lamprecht von der Kepler Uniklinik. Eine weitere Welle wäre nicht zu verkraften, betonte Ostermann. Durch die lange Liegedauer müssten nicht nur „herkömmliche“ Patienten, sondern auch jene der zweiten Welle neben jenen aus der dritten behandelt werden. Dafür würden die Kapazitäten nicht reichen. Für die Feiertage werden nächste Woche also neue Regeln präsentiert.

Anna Haselwanter, Kronen Zeitung

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