Acht Covid-Stationen:

Am Med Campus Linz steht Pflege an Leistungsgrenze

Oberösterreich
12.11.2020 09:25

Helmut Freudenthaler, Betriebsratschef des Med Campus Linz, schlägt Alarm hinsichtlich drohender Überlastung vor allem des Pflegepersonals am KUK. Für die zweite Welle der Pandemie sei personell zu wenig vorgesorgt worden, zeigt er im Interview auf. Auch auf seiner Facebook-Seite ist das „Krone“-Interview Spitzenthema. Auch die Führung des KUK nimmt Stellung dazu.

„OÖ-Krone“: Hört man Ihre Schilderungen von überlastetem Pflegepersonal in Spitälern wie dem Ihren, so fragt man sich: Hat man aus der ersten Welle die richtigen Konsequenzen gezogen?
Helmut Freudenthaler: In Oberösterreichs Spitälern fehlen schon länger 2500 Vollzeitbeschäftigte. Dieser Mangel hat schon vor der Corona-Krise zu ständiger Überbelastung geführt.

„OÖ-Krone“: Und jetzt wahrscheinlich erst recht.
Freudenthaler: Bei uns am KUK wurden mittlerweile acht reine Covid-19-Stationen geschaffen, teils praktisch über Nacht. Bevor jemand stirbt, gehen die Leute dort bis an die Grenze des Leistbaren und darüber. Die lachen ungläubig, wenn das Arbeitsinspektorat ihnen nach 75 Minuten mit einer FFP2-Maske eine halbe Stunde Pause verschaffen will. Sie haben ja oft nicht einmal Zeit zum Essen und Trinken, weil sie sich dafür aus- und einschleusen müssten.

„OÖ-Krone“: Also gab’s kein zusätzliches Personal für die zu erwartende zweite Welle?
Freudenthaler: Wenn man die Spitalsführung gelassen hätte, hätte sie mehr vorbereitet. Aber sie hat kein „Go!“ dafür bekommen. Das liegt tatsächlich ganz oben an der Landesregierung, dass das nicht funktioniert. Erst jetzt versuchen sie, Leute zu reaktivieren, die mal in der Pflege gearbeitet haben und weggegangen oder inPension sind.

„OÖ-Krone“: Was brauchen die Leute, die geblieben sind, dringend?

Freudenthaler: Verpflegung vor Ort. Unterstützung durch Stationshelfer für Aufgaben abseits der Pflege. Regelmäßige Erholungsphasen. Und - das Wichtigste - Führungskräfte, die ihnen zuhören und auf ihre fundierten Verbesserungsvorschläge eingehen. Und natürlich rasch personelle Verstärkung.

Wie die KUK-Führung die Sachlage sieht
Dazu hat uns auch eine Stellungnahme der KUK-Führung erreicht: „Die Geschäftsführung bzw. die Kollegiale Führung des KUK möchte festhalten, dass natürlich auch während der Sommermonate in enger Abstimmung mit dem Land OÖ die Rekrutierung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durchgeführt wurde. Speziell im Bereich der Intensivversorgung ist dies jedoch auf Grund der komplexen, zeitintensiven Ausbildung in so kurzer Zeit nicht zu bewerkstelligen gewesen. Die AusbildungsteilnehmerInnen für die Intensivpflegeausbildung arbeiten in der Regel schon im Intensivbereich und absolvieren die zweisemestrige Spezialisierungsausbildung berufsbegleitend im Rahmen des Dienstverhältnisses entsprechend der gesetzlichen Vorgaben innerhalb von fünf Jahren. Man erkennt also, dass diese hochqualifizierte Ausbildung, die den MitarbeiterInnen ein ganzes Jahr Ausbildungszeit abverlangt, nicht in wenigen Wochen oder Monaten aus dem Ärmel zu schütteln ist. Es wurden und werden alle am Markt verfügbaren fachlich notwendigen Personen aufgenommen, auch über die geltenden Stellenpläne hinaus. Diese Themen werden stets transparent im KUK-Krisenstab besprochen, in dem die Betriebsräte als Mitglieder vertreten sind.“

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