True Crime

Tatort Vorarlberg

Vorarlberg
02.11.2020 10:31

Chefermittler i.R. Norbert Schwendinger schreibt in seinem Buch „Tatort Vorarlberg“ über zwölf Vorarlberger Kriminalfälle, deren Vorgeschichte sowie die Ermittlungsarbeit - ein Blick hinter die Kulissen der Polizeiarbeit.

In seiner Zeit als Chefermittler und Leiter des Morddezernats hat Norbert Schwendinger mit seinem Team eine Vielzahl an Delikten bearbeitet und dabei eine Aufklärungsquote von nahezu 100 Prozent erfüllt. Der „Krone“ hat er nun mehr über sein Erstlingswerk und die Polizeiarbeit verraten.

Herr Schwendinger, Sie sind erst rund ein Jahr im Ruhestand und haben schon ein Buch geschrieben. War das von langer Hand geplant?

Nein, ich war eigentlich immer der, der seinen Vorgängern in den Ohren lag und sie zu einem Buch ermutigten wollte. Ich habe in den letzten elf Jahren als Chef des Morddezernats selbst viel erlebt und habe daher auch viel zu erzählen. Dass es dann so schnell mit dem Buch ging, ist eigentlich dem Verlag „edition V“ zu verdanken, die auf der Suche nach einer „True Crime“-Story waren.

Warum sind es gerade diese zwölf Fälle, die es ins Buch geschafft haben?

Es ist eine vielfältige Auswahl der Delikte. Ich habe mir während der aktiven Zeit immer mal wieder Notizen gemacht und Listen geschrieben, weil es mich einfach persönlich interessiert hat. Und natürlich dachte ich auch: „Wer weiß, wofür ich das einmal brauchen kann.“ Von dem her, hatte ich schon einiges an Material zur Verfügung und es gibt Fälle, die man nicht so leicht vergisst.

Können Sie von sich sagen, dass Sie Ihren Traumberuf ausgeübt haben?

Traumberuf ist vielleicht der falsche Begriff, aber ich bin jeden Tag gerne in den Dienst gegangen. Mir hat meine Arbeit Spaß gemacht und ich habe vielen Leuten im Hintergrund helfen können, was für mich immer ein wichtiger Aspekt war. Wenn eine Tat passiert, ist immer der Polizist der erste Ansprechpartner und da hoffe ich, dass ich auch viel Positives bewirken konnte.

Was war Ihr größter Ansporn?

Wenn man bei der Kripo arbeitet, ist es beim jedem Fall die Herausforderung schlechthin, diesen aufzuklären. Das ist das oberste Ziel, sonst wäre man nicht Polizist. Und natürlich ist es auch für die Betroffenen wichtig zu wissen, was passiert ist.

Wie sieht die Polizeiarbeit hinter den Kulissen aus?

Das ist schwierig zu beantworten, denn jeder Fall ist unterschiedlich und braucht eine andere Vorgehensweise. Aber eines kann ich mit Sicherheit sagen- so wie die Krimi-Autoren im Fernsehen unsere Arbeit darstellen, ist diese leider nicht. Ein Krimi ist zur Unterhaltung da und bildet nicht den realen Arbeitsalltag eines Kriminalpolizisten ab. Haben Sie schon einmal einen Schauspieler mit Kuli und Block gesehen? Schreibarbeit ist nämlich ein großer Teil davon, was auch mit den vielen Auflagen, die wir zu erfüllen haben, zusammenhängt. Und wenn der Täter gefasst ist, gehen wir nicht zusammen an den Würstelstand und trinken ein Bier wie man es aus dem Film kennt. Für uns beginnt zu diesem Zeitpunkt meist erst die richtige Ermittlungsarbeit.

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Jeder Fall ist unterschiedlich und braucht eine andere Vorgehensweise. Aber eines kann ich mit Sicherheit sagen- so wie die Krimi-Autoren im Fernsehen unsere Arbeit darstellen, ist diese leider nicht

Norbert Schwendinger

Was hat Sie an Ihrem Beruf besonders fasziniert?

Da spielen mehrer Faktoren zusammen. Es ist ein sehr abwechslungsreicher Job. Man lebt mit einer gewissen Unsicherheit, da man morgens nie weiß, was passiert. Auch in der Nacht kann man zu einem Einsatz gerufen werden. Zudem ist die Ermittlungstätigkeit einfach spannend.

Gab es auch Mordfälle, die Ihnen nahe gegangen sind?

Jeder Polizist geht anders mit solchen Situationen um. Ich hatte immer das Glück, dass ich gut damit fertig geworden bin. Aber natürlich ist es besonders schlimm, wenn ein dreijähriges Kind erschlagen wird und man selbst auch Vater ist. Wenn wir an einem Fall dran waren, war es mir als Chef des Morddezernats immer wichtig, dass am Abend alle Mitarbeiter zusammen gekommen sind, um darüber zu reden und das Erlebte Revue passieren zu lassen. Man muss das verarbeiten, sonst geht es vielleicht eine Zeit lang gut und irgendwann kommt das Verdrängte herauf. Es kommt häufiger vor, dass Polizisten mit dem Erlebten nicht klar kommen.

Wie geht man mit Mördern - beispielsweise bei der Vernehmung - um?

Egal mit wem man es zu tun hat, man muss jeden als Menschen sehen, auch wenn es noch so schrecklich ist, was er getan hat. Das ist ein wesentlicher Punkt, um eine Gesprächsbasis zu schaffen. Natürlich gelingt es nicht immer, manche schalten auf stur. Man muss sich auf sein Gegenüber einstellen können, da ist Fingerspitzengefühl gefragt. Letztendlich sind wir die Vertreter des Gesetzes, müssen sachlich bleiben und über den Dingen stehen.

Hat man Ihnen auch schon einmal mit Rache gedroht?

Drohungen sind schon vorgekommen, aber in der Freizeit gab es nie gefährliche Situationen. Am Anfang meiner Dienstzeit als Uniformierter in Höchst - zu Zeiten der Zuhälterkriege - wurden wir verfolgt, bedroht und ohne Waffe sind wir gar nicht erst ausgerückt. Heute kann man sagen, dass wir in einem sehr sicheren Land leben.

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